Kurzreport
Das Opfer der Sterne
von Carsten/YPR
Natürlich gab es in der letzten Zeit kaum über etwas mehr in den Medien zu lesen als über den neuen StarWars-Film. Dennoch waren wir uns in der Redaktion einig, daß eine Sache einen weiteren Artikel rechtfertigt: die allesamt schlechten Kritiken zum Film. Da wird über eine breite Palette von platten Dialogen über keine Handlung und reines Merchandising bis hin zu rassistischen Botschaften oder gar nationalsozialistischen Aussagen der Film völlig zerrissen mal abgesehen von den mit Zähneknirschen gelobten Special Effects, die natürlich allein noch keinen Film machen und deshalb auch nicht wesentlich ins Gewicht fallen.
Diejenigen von euch, die den Film schon gesehen haben, können sich ja ihr eigenes Urteil bilden. Es wäre nett, wenn ihr mir erklären könntet, was genau die Kritiker eigentlich meinen, weil ich absolut nichts davon wirklich nachvollziehen kann.
Natürlich gibt es eine Handlung und auch die Dialoge stehen dem hochgelobten Sternen-Märchen der Vergangenheit (Episode 4-6) in nichts nach. Hier offenbart sich eigentlich sogar eine Meisterleistung des Regisseurs: Einen Film fortzuführen (bzw. zu beginnen), der vor zwanzig Jahren gedreht wurde, sich an dessen Handlung und Atmosphäre anpassen und dennoch als Film des beginnenden neuen Jahrtausends durchgehen soll, ist sicher keine leicht zu bewältigende Aufgabe. Würde heutzutage ein Film wie Stanley Kubricks 2001 Odyssee im Weltraum in die Kinos kommen, würden alle haareraufend nach zehn Minuten aus dem Kinosaal rennen; damals jedoch galt er als Kultfilm. Die Überbrückung dieser Zeitspanne, in der filmtechnisch Welten auseinanderliegen, ist George Lucas aber brillant gelungen, und das ohne eine allzu große Kluft zwischen die Teile zu reißen.
Zum Vorwurf der rassistischen und nationalsozialistischen Botschaften fällt mir wirklich nichts mehr ein. Was ist denn mit allen anderen Science-Fiction- oder Fantasy-Filmen? Wer regte sich über das sinnloseste, patriotischste Geballer, was ich je sah, in Starship-Troopers auf? Verkörperten die Agenten in Matrix nicht etwa SS-Spione? Und wie siehts mit den Armeen in Antz aus? Also was soll das? Jeder Disney-Film handelt von Böse und Gut und dem Kampf zwischen beiden.
Dann bleibt da noch dieser ständige Vorwurf des übertriebenen Marketings, den wir auch schon bei Titanic ertragen mussten. Ich bitte euch, ihr lieben Kritiker, geht in die Wälder, wohnt in Baumhäusern und lebt dort euer gutes Leben weitab von der schlechten Welt, in der sich alles nur noch ums Geld dreht. Seien wir doch mal ehrlich ohne es gut finden zu müssen , ALLES wird heutzutage vermarktet, selbst Weihnachten in den nächsten drei Monaten. Und das Jahr für Jahr. Wäre es einem deutschen Unternehmen gelungen, eine Werbekampagne solchen Ausmaßes wie die von StarWars zu führen, hätten die Kritiker den Konzern wahrscheinlich in den Himmel gelobt. Und davon abgesehen: Wir sind doch alle keine Dumpfbacken, die einen Artikel nur aufgrund seiner Werbewirksamkeit kaufen. Ich habe mir keine einzige StarWars-Figur in meinem Leben gekauft, nicht einen einzigen Merchandising-Artikel der Episode I und finde die Filme trotzdem gut. Und selbst die Hardcore-Fans, die tagelang vor den Kinos campierten, um zur Premiere dabei sein zu können, hätten all das auch getan, wenn sie nur einen kleinen Artikel gelesen hätten, in dem der neue Film angekündigt worden wäre.
Und zu guter letzt sei noch erwähnt, daß allein schon die Special Effects, mit denen George Lucas wirklich das Kino neu erfindet, es wert wären, sich den Film anzuschauen. Ein solcher Realismus der Tricksequenzen ist mir bisher noch nie begegnet.
Vielleicht waren alle Kritiker neidisch, oder aber sie hatten solche Angst vor der Macht des Films, daß sie lieber Schlechtes verbreiteten, um das Ausmaß der Begeisterung wenigstens ein wenig einzudämmen. In jedem Fall, seht euch den Film selbst an und bildet euer eigenes Urteil, wie ihr das schließlich immer und in allen Bereichen machen solltet. Kritiker und ich sind auch nur Menschen und keine Jedi.
Fotos : 20th Century Fox