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Youthpaper Nr. 51, Dezember 2001

Kurzreport

Woher kommt Silvester?

von Martin/YPR

Silvester ist ein männlicher Vorname lateinischen Ursprungs und bedeutet soviel wie “Waldbewohner” oder “der zum Wald Gehörende”.

Silvester ist als letzter Tag des Jahres, dem 31. Dezember, nach dem Fest des Tagesheiligen Papst Silvester I. benannt. Dieser Festtag wird von der Kirche seit dem Jahre 354 gefeiert. Der Heilige Silvester I. wurde am 31. Januar 314 als 34. Oberhirte zum Papst gekrönt und starb in Rom am 31. Dezember 335.

Papst Silvester I. übte sein Amt als Oberhaupt der Kirche während der Regierungszeit Kaiser Konstantins des Großen (306 bis 337) aus. Sein maßgeblicher Einfluß auf die Taufe Kaiser Konstantins (geboren nach 280, gestorben 337) und dessen Heilung vom Aussatz wurde erst im 5. Jahrhundert mit der Silvester - Legende erfunden. Die Silvester - Legende ging in dieser Tendenz in die Konstantinische Schenkung ein.

Auf Initiative Konstantins erfolgte 313 im Mailänder Edikt die “konstantinische Wende”. Sie bedeutete den grundlegenden Friedensschluß zwischen dem Römischen Reich und dem Christentum. Unter Kaiser Konstantin wandelte sich also die Zeit der Christenverfolgung in die der Gleichschaltung mit dem Staat: das Christentum wurde Staatsreligion. Papst Silvester I. konnte als römischer Bischof durch die veränderte Situation die römische Kirche neu organisieren und weiter verbreiten. Unter seiner Federführung wurde auf dem Konzil von Nikäa 325 das Dogma von der Göttlichkeit Christi verkündet. In seine Zeit fiel auch die Errichtung der großen römischen Basiliken St. Peter im Vatikan, St. Paul vor den Mauern und der Lateranbasilika. Ihm hat die Kirche auch das Gebiet des heutigen Kirchenstaats zu verdanken.

Blasphemie (Scherz):

Der Jahresausklang ist eine besondere Zeit, in die Zukunft zu schauen. Man möchte gerne wissen, was einen im nächsten Jahr erwartet. Im Laufe der Geschichte haben sich daher zu Silvester einige Orakelbräuche herausgebildet. Aberglaube und der Glaube an die Zauberkraft mancher Dinge mag für die Entstehung solcher Bräuche ausschlaggebend gewesen sein.

Man kannte beispielsweise das Bibelstechen. Bei diesem Prophezeiungsspiel wurde in der Silvesternacht die Bibel seitlich mit dem Daumen geöffnet und dann blind auf eine Textstelle gezeigt. Sie sollte Aufschluß über das nächste Jahr geben.

Ein anderer Orakelbrauch war das sogenannte „Glücksgreifen“. Dabei wurden aus Brotteig kleine Figuren hergestellt, die man unter Bechern verbarg. Nach dem Verschieben der Becher mußte der Kandidat aufdecken und seine Zukunft lesen. Wurde z. B. zuerst ein Ring als Symbol für die Ehe und dann ein Geldstück als Symbol für Nachwuchs aufgedeckt, so bedeutete dies zuerst Heirat und dann ein Baby. Die Reihenfolge hätte natürlich auch anders kommen können.

Ein immer noch beliebter, wenn auch allmählich einschlafender Silvesterbrauch ist das Bleigießen. Wann und wie dieser Brauch entstanden ist, ist schwer zu sagen. Schon im Altertum war der Bleiguß eine oft angewandte Methode. Im Mittelalter wurden so Siegel, Abzeichen, Schaumünzen usw. hergestellt. Möglicherweise aber hat die Erfindung der Buchdruckkunst durch Gutenberg mit dem Silvesterbrauch zu tun. Zum Drucken wurde flüssiges Blei in die Matrizen gegossen. Schriftsetzer, die im Besitz von Blei waren, konnten Feiertagsgäste und Freunde zu Silvester mit dem Schwermetall versorgen, das dann in erhitztem Zustand in Wasser gelassen wurde und Figuren bildete. Noch heute machen manche auf Silvesterpartys sich den Spaß, Blei in einem Löffel über einer Kerze zu erhitzen und in ein Gefäß mit Wasser fallen zu lassen. Die sich dabei bildenden Figuren werden als “Orakel” gedeutet, aus denen sich zukünftige Ereignisse im neuen Jahr ablesen lassen (so verspricht es die Rückseite der Verpackung).

Ein origineller Silvesterbrauch ist das Gummibärchen-Orakel, das vor allem Kindern großen Spaß bereitet. Aus einer Tüte darf jeder mit geschlossenen Augen fünf Gummibärchen ziehen. Die jeweilige Farbe des Bärchens hat dann seine eigene Bedeutung. Rot steht zum Beispiel für Liebe, Gelb für Ehrgeiz und Reichtum, Grün für Vertrauen und Hoffnung usw. Wer Auskunft über das Wetter im neuen Jahr haben will, befragt das Zwiebelorakel. In zwölf Zwiebelschalen, die für die zwölf Monate stehen, wird Salz gestreut. Die Wetterlage eines Monats wird danach interpretiert, ob das Salz in der jeweiligen Schale trocken oder naß wird. Äpfel hingegen gelten als ungeeignet, da sie an die Vertreibung aus dem Paradies erinnern. :-) Wie es mit der Liebe im neuen Jahr bestellt ist, kann man herausfinden, indem man einen Schuh rückwärts über die Schulter wirft. Zeigt die Schuhspitze zur Tür, so steht eine glückliche Beziehung ins Haus.

Wem das Silvester-Orakel nichts Gutes verheißt, hat die Möglichkeit, an seinem Schicksal noch ein wenig zu drehen. Eine einzige Drehung um die eigene Achse soll bewirken, daß sich ein böses Vorzeichen in ein gutes verwandelt.

Es gibt komische und wenn man es ernst nimmt fragwürdige Bräuche, dies hier waren nur einige.