Ascheberg 1999
von Norman/YPR
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Alles fing damit an, daß ich mal wieder total zu spät kam, und der Bus fast ohne mich abgefahren wäre. Die Fahrt verging dann total schnell und 1-2-3 waren wir in Schloß Ascheberg. Dort verbrachten wir bei tollem Wetter und kunterbuntem Programm tolle und gesegnete Tage und kamen eine Woche später müde aber glücklich in Berlin wieder an. So, fertig.
Wer diesen Artikel jetzt nicht weiterlesen will, der kann an dieser Stelle aufhören und ist trotzdem kurz und knapp informiert. Wer aber weiterlesen will, der macht einfach beim nächsten Wort weiter.
Es ist natürlich total schwer von so einer Fahrt in einer Form zu berichten, die allen Lesern gefällt, sowohl Mitfahrern als auch Daheimgebliebenen. Entweder man bleibt zu allgemein oder man bringt zu viele Insider. Ich habe mich dafür entschieden, es trotzdem zu versuchen und freue mich, gemeinsam mit der ganzen Youthpaper-Redaktion, auf Eure empörten Zuschriften. So, ich fang dann jetzt mal an: Also, ich bin also ein bißchen zu spät dran gewesen und mußte deswegen zur Strafe im Bus neben Gernot sitzen. Der liest nämlich immer Zeitung und wenn ich dann über seine breite Pfarrersschulter mit reingucke, wird mir immer total schlecht, wegen dem Gehopse auf der Transitautobahn. Während meine Morgenmilch in meinem Bäuchlein zu gähren begann, konnte ich mich in unserem luxuriös und durchaus bequem ausgestatteten Bus an einer Folge von Mr. Bean erfreuen, die der Bordcomputer per Video für uns ausstrahlte. Das Wetter war gut. Die Zeit verging wie im Fluge und schwupps waren wir in Ascheberg (sprich: Aschebesch) angekommen. Ich hatte großes Glück und bekam den Rauhfasersalon als Domizil zugewiesen. Ich konnte in dem Raum aufrecht stehen, doch wenn ich ans Fenster wollte, mußte ich immer seitwärts laufen, denn das Zimmer war so schmal wie das Handtuch, das Mutter mir dankenswerterweise eingepackt hatte. Doch eigentlich mußte ich nie ans Fenster, denn das große Loch in der oberen Scheibe spendete stets genug Frischluft.
Nach einem kleinem Imbiß - ich nehme mittags meist nicht viel zu (mir) - bei dem ich die Bekanntschaft von ein paar reizenden blutjungen Damen machte, versammelten wir uns am Nachmittag zu einem kurzweiligen Stelldichein. Hammerhart ging es dabei zu, wenn wir mit Deutschlands Werkzeug Nummer 1 jonglieren, schlagen, werfen, stoßen, treffen oder es einfach nur halten mußten. Meine Mannschaft erreichte übrigens Bronze und das Wetter war gut.
Abends war's dann auch lustig. Die Mareile war so freundlich und malte mich im Gesicht grün an, damit ich gruselig aussehe, so wie der Frankenstein. Der war ich nämlich an diesem Abend im Geisterschloss Ascheberg. Da waren fiese Zwerge, die einen Limbo tanzen ließen, Elvis war auferstanden und alle Leute hatten sich deshalb lieb und küßten sich, dann war da noch der verrückte Butler, der seine Touristengruppe mitten im Gruselschloß stehenließ, Axel und Nicki waren wieder völlig kopflos und der Björn konnte bis 3 zählen und düfte deshalb Graf Zahl sein. Mir fehlte leider etwas Hirn, deshalb mußte ich Frankenstein machen und immer tortschaaa rufen. Manche haben mir echt geglaubt, daß das Gehirnmasse war, die aus ihren Händen auf die kalten Fliesen der Herrendusche klatschte, dabei war es nur rote Götterspeise. Eigentlich mußte ich total lachen, aber Margit hatte mir das vorher verboten, weil Frankenstein ja nicht lacht, und ich war ja Frankenstein.
Am nächsten Morgen war ich wieder normal und labte meine Eingeweide am wohlfeilen Frühstück. Irgendwie muß ich wieder zu spät gekommen sein, denn das ganze Rührei und der Lachs waren schon aufgezehrt.
Am Vormittag sahen wir den ersten Teil des Films Das erste Evangelium - Matthäus von Pasolini. Anschließend kamen wir in kleineren Gruppen zusammen und dachten, arbeiteten, schrieben, sangen, diskutierten. Das taten wir auch noch an den anderen Vormittagen, außer am Dienstag, da hatten wir Tagesausflug nach Lübeck, und am Freitag guckten wir nur den Film, waren aber nicht mehr in Gruppen, sondern feierten Gottesdienst.
Zurück zum Nachmittag des zweiten Tages, an dem das Wetter gut war: Wie Jesus Menschen begegnet lautete das Motto des Nachmittags und Abends, wobei wir zunächst kreativ wurden und abends uns gegenseitig die Ergebnisse präsentierten. Da war einiges dabei: ein lustiges Luftballonpuppenspiel, ein Live-Comic, ein Stummfilm und Theater, Theater, Theater. Das kann man hier alles garnicht so wiedergeben. Und siehe es war ziemlich gut. Die Gedanken zur Nacht formulierte an diesem Abend der Hausvater Peter Keil höchstpersönlich, selten war Glauben greifbarer.
Am folgenden Nachmittag (den Vormittag hatte ich ja schon erzählt) fuhren wir Bahn. ApoJo fährt Bahn. Die Bahn kommt. Eine vorzügliche Zeit, bereichert von einem kurzweiligen Stadtspiel, verbrachten wir in der Weltkulturhauptstadt Plön. Schon bald hatten wir die Straßen Plöns für uns allein, denn die Bewohner flohen vor unseren Fragen nach Anekdoten, Geschäftsstempeln, gemeinsamen Fotos usw. Das Wetter war gut.
Action gab es reichlich, als wir am Abend im Kronleuchtersaal des Schlosses, eine Mini-Playback-Show zelebrierten, die ihres gleichen sucht. Megasmashhits am laufenden Band mit Aqua (das brauchte man auch, um sich nach Yvonnes Performance (hot!) abzukühlen), den Beatles, ABBA (I like your dancing), den Kellys (Konzessionsentscheidung), Take That und wie sie alle heißen, diese jungen Hüpfer. Jedenfalls waren alle fast besser als das Original und haben total synchron die Lippen bewegt.
Bei gutem Wetter brachen wir am Morgen des nächsten Tages auf und flogen mit zwei Privatjets des Grafen von und zu Ascheberg nach Lübeck. Die einen hatten Glück und flogen direkt zu einer Stadtführung, mit einer attraktiven Hostess, die ihnen alle geheimen Winkel Lübecks offenbarte, angefangen mit der Pfaffengasse bis hin zum Gotteskeller, alles war umsonst, es gab Sekt und Schnittchen. Wir anderen flogen leider zu einer Marzipanherstellungsanlage, wo wir mit Marzipanresten abgefrühstückt wurden (ohne Milch unerträglich) und mit einem Marzipanabitur belästigt wurden. Als uns ein runder Mann mit einer lustigen roten Kochmütze begrüßte, ließ sich das ja ganz nett an. Aber dann durften wir aus hygienischen Gründen nicht die Marzipanmachmaschinen sehen. Das fand ich total doof, der war auch nicht sauberer als wir. Und dann hat der mit seien dicken Fingern versucht Marzipan zu modellieren. Der macht das ja angeblich schon seit Jahren, aber seine Ergebnisse, die in dem Laden auch noch dreist zum Verkauf angeboten wurden, erinnerten mehr an die Skulpturen eines Volkshochschulkurses oder die Arbeiten einer Selbsthilfegruppe. Die große Stunde des runden Mannes mit der roten Mütze sollte aber erst noch kommen. Als er uns nach einem Lieblingstier fragte, das er modellieren wollte, hatte er nicht mit Pattys Kragenechse gerechnet, ein fataler Fehler. Da stand er nun, der runde, rote Mann, jetzt war nicht nur die Mütze rot, im Schach nennt man sowas matt. Wie ich vor ein paar Tagen erfuhr, hat er mittlerweile die Marzipanitur aufgegeben und stellt jetzt im Ferienerlebnispark auf den Galapagosinseln einen Komodowaran dar. Trotzdem Patty: Du hast richtig gehandelt. Der Laden hieß übrigens LEU (Leicht enttäuschender Umweg).
Danach konnten wir selbst die Stadt unsicher machen. Wir sahen McDonalds und den alten 50 Mark-Schein hatten sie fürs Millenium aufgestellt. Dann war da noch Karstadt und ein CD-Laden. Abends haben wir dann noch ran-sports geguckt, diesmal gings ums Wellenreiten.
Das Geländespiel, welches uns am darauffolgenden Tag die Zeit versüßen sollte, fiel leider aus. Nein, nicht wegen des Wetters, das war gut, sondern weil ein Drogenflugzeug über einem nahegelegenen Waldstück abgestürzt war und uns ein paar freundliche Herren mit Armani-Anzug und Sonnenbrille baten, einige Päckchen für sie im Wald zu finden. Das haben wir dann auch gemacht und uns dabei noch etwas durch den Wald gejagt, das war toll, denn ich bin am Leben geblieben und meine Gruppe wurde Zweiter. Nur die Gruppe von Fabian hatte das Ganze nicht so recht verstanden uns spielte eine Art Schach mit sich selbst als Spielfiguren. Die waren langweilig, haben aber gewonnen, ich will jetzt in einen Schachverein.
Als es draußen dunkelte, verlebten wir einen eher ruhigen Abend mit Interviews, Liedern, einem nachdenklich machenden Theaterstück und einigem mehr. Wer wissen will, was genau, muß selbst mitfahren.
Der nächste Tag brachte die endgültige Entscheidung darüber, wer denn nun besser und erfolgreicher Fußball spielen kann: Konfis oder Mitarbeiter. Das Ergebnis sprach eine deutliche Sprache: 9:1 für die Mitarbeiter bei guten äußeren Bedingungen. Das schönste am Fußball ist aber bekanntlich nicht das Spiel selbst, sondern das gemeinsame Duschen danach. Exklusiv veröffentlichen wir hier den Text des Liedes, das die siegreichen Mitarbeiter unter der Dusche sangen, während sie ihre Wunden leckten: Weißt Du noch im letzten Jahr 13:4, und weißt Du noch wie es vorhin war? 9:1. Oder auch: Mitarbeiter, Mitarbeiter - hoi, hoi, hoi.
Den letzten Abend wurde durch den FBI bestritten. Wir wurden zu Special Agents ausgebildet, indem wir komplizierte und nicht immer leichte Kriminalfälle durch Verhöre, Tatortbegehungen und Indizienbeweise lösen mußten. Ich glaube aber bis heute, daß die Leiche noch lebte, als wir sie fanden. Der Abend klang harmonisch aus, als die Konfis persönlich in den FBI-Jugendkreis eingeladen wurden.
Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen. Die Woche war wie im Flug vergangen, ein letztes Mal leckeres Mittagessen mit Ole und Patte, den guten Geistern des Hauses Ascheberg. Gruppenfoto - Abfahrt bei gutem Wetter. Die charmante Pia, die für ungeschulte Augen vielleicht etwas spröde wirkt, fuhr uns sicher nach Hause. Und kaum waren wir ausgestiegen, entschwanden alle, so als wäre gerade der Sonntagsgottesdienst zuende und ich war wieder allein und ging im Regen nach Hause.
Und jetzt die ultimativen Ascheberg 99 Internet-Tips der Redaktion:
http://home.t-online.de/home/Schloss.Ascheberg/http://www.luebeck.de/
http://www.marzipanland.de/
http://www.hotbot(t).com/
http://www.apojo.de/
ach ja und:
http://www.youthpaper.de
wieder mit einigen Bonushäppchen zur aktuellen Ausgabe