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Youthpaper Nr. 34, April 1998

Martin Luther King

von Martin/YPR

Es war der Abend des 3.April 1968, als Martin Luther King in Memphis, Tennessee, redete. "Es gibt Gerüchte, daß ein Anschlag auf mich geplant sei", sagte er seinen Zuhörern. "Ich weiß nicht, was geschehen wird. Schwierige Zeiten stehen bevor." Es war seine letzte Rede.

Foto   Tags darauf wurde der 39jährige Baptistenprediger aus Atlanta, Georgia, der Gründer der größten Protestbewegung in der Geschichte der Afroamerikaner, tot auf seinem Hotelzimmer gefunden. Mit einem Gewehrschuss in den Nacken war King regelrecht hingerichtet worden. Dreißig Jahre später sind die Geschehnisse dieses Apriltages 1968 noch immer nicht restlos aufgeklärt.

Martin Luther King war es, wie keinem anderem Schwarzen vor ihm, innerhalb kürzester Zeit gelungen, eine Gesellschaft in Frage zu stellen, die nach Regeln der Ungleichheit und Rassentrennung funktionierte. Mit den Mitteln des gewaltlosen Widerstandes gelang es ihm und seinen Anhängern, Schranken zu durchbrechen, die bis dahin unüberwindbar schienen.

Foto   Die Bewegung begann am 1. Dezember 1955 in der Stadt Montgomery im Staate Alabama. Damals machte sich dort die Näherin Rosa Parks auf ihren Weg von der Arbeit nach Hause. Wie gewöhnlich setzte sich Parks auf einen der Sitze im sogenannten "Negerabteil" ihres Busses. Statt sich jedoch zu einer der hinteren Reihen der nur für Schwarze "reservierten" Plätze zu bemühen, hatte sich die 52jährige in der ersten Reihe des Abteils niedergelassen. Als sich der Bus mit weißen Fahrgästen füllte und die Plätze in der ersten Klasse knapp wurden, befahl der Busfahrer Rosa Parks, sie solle ihren Platz räumen und weiter nach hinten rücken. Rosa Parks aber blieb an diesem Tag einfach sitzen. Minuten später wurde sie von der Polizei abgeführt. Der stille Protest der Rosa Parks sprach sich schnell herum. Noch am gleichen Abend versammelten sich Theologen, Ärzte, Lehrer, Gewerkschaftler und Anwälte im Keller der Kirche des damals 26jährigen Martin Luther King. Nach der Festnahme der Näherin hatte der bis dahin fast unbekannte Geistliche die Gruppe zusammengerufen, um erstmals ein Komitee gegen die alltägliche Ungerechtigkeit ins Leben rufen. Zuerst entwarf die Gruppe ein Flugblatt, das alle afroamerikanischen Mitbürger aufforderte, die Busbetriebe von Montgomery zu boykottieren. das Resultat war überwältigend. Während die lokalen Verkehrsbetriebe nach der Festnahme von Rosa Parks von Tag zu Tag immer größere Verluste einfuhren, liefen die Schwarzen -oft kilometerweit- singend und händehaltend zu Fuß. Am 2l.Dezember hatte das Aktionskomitee schließlich gesiegt. Der Oberste Gerichtshof in Montgomery hob die Rassentrennung im Verkehrswesen auf, und noch am gleichen Tag setzte sich der Prediger zu weißen Fahrgästen ins Abteil. Die Busgesellschaft hielt ihre Fahrer an, "höflich zu allen Mitfahrenden" zu sein. Martin Luther Kings erster Protest wurde zum Vorbild und Modell für alle künftigen Aktionen der neuen Bürgerrechtsbewegung.1958 gründete der Prediger die bis heute einflußreiche "Southern Leadership Conference" mit Sitz in Atlanta, jene Organisation, die die Proteste bündelte und überregionale Aktionen koordinieren sollte. Schon während der ersten Jahre der "Conference" folgten 85 Organisationen aus zehn amerikanischen Bundesstaaten den Ruf Martin Luther Kings.

Foto   Zu seinem wichtigsten öffentlichen Auftritt wurde Kings oft zitierte Ansprache "I have a dream" während der großen Washingtoner Demonstration 1963. Trotz unzähliger Gewaltakte, die gegen ihn gerichtet waren, ließ Martin Luther King - anders als etwa Malcom X - nie einen Zweifel an seinem Standpunkt der absoluten Gewaltlosigkeit im Kampf um die Bürgerrechte. Seinem Vorbild Mahatma Gandhi entsprechend, reagierte King auf Angriffe ausschließlich mit gewaltigen Worten. Zwei dutzendmal wurde er ins Gefängnis geworfen; dreimal flogen Bomben ins Haus seiner Familie; immer wieder wurde er öffentlich bedroht, angespuckt oder geschlagen; einmal stach ihm ein weißer Fanatiker einen Brieföffner zwischen die Rippen. Auch das FBI bedrohte King. 1964 ,kurz nachdem King den Friedensnobelpreis überreicht worden war, wurde er in einem anonymen Brief aufgefordert, sich umzubringen. Es wird angenommen, daß dieser Brief von Edgar Hoover, dem damaligen Chef des FBI, persönlich verfaßt wurde. Hoover zählte zu den schärfsten Gegner des Brürgerrechtlers Martin Luther King war ein Mensch, der gezeigt hat was Christ sein bedeutet: Sich für andere Menschen aufopfern und helfen wo man kann.