"Free Willy" - Ruf der Freiheit?
von Cosima Wille
Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom 12jährigen Waisenjungen Jesse, der sich mit dem eingefangenen Schwertwal "Willy" anfreundet? Durch Zeitungsartikel und -berichte ist die Story allseits bekannt. Auch ich wußte, worum es geht, bevor ich den Film sah. doch erst hinterher konnte ich mir mein eigenes Bild von dem Film und seinem Hintergrund machen.
Es gibt zwei Seiten, auf die ich beim Nachdenken über den Film stieß: Eine gute und eine schlechte!
Die gute Seite nehme ich mir mal zuerst vor:
Am Anfang und auch am Ende des Films kann man atemberaubende, beeindruckende Tieraufnahmen von Schwertwalen in freier Natur sehen. das ist faszinierend, gerade für mich, die ich mich schon seit einigen Jahren für Wale interessiere. Aber auch die Geschichte vom Wal "Willy" endet schön. Ein weiterer Pluspunkt!
Doch wenn man sich mit dem realen Leben des Filmwals "Willy" (in Wirklichkeit heißt er "Keiko") auseinandersetzt, bemerkt man sehr bald, daß der Film eben nur ein Film ist, nicht mehr. denn: Gleich nach den Dreharbeiten in Mexiko - teils mit einem echten Wal, teils mit einer Walattrappe - wurde Keiko wieder in (s)ein Walbassin eingesperrt. Dort vegetiert er in diesem viel zu kleinen Becken (ebenfalls in Mexiko), wird immer schwächer und leidet an immer mehr Krankheiten. Und das ist kein Einzelfall!
Seinen kleinen Verwandten, den Delphinen aber auch den Belugas, geht es nicht besser: Viele von ihnen werden in Seeaquarien unter unvorstellbaren Bedingungen gehalten. Folgendes las ich darüber in einem Buch:"... Bei Delphinen aus Ozenarien wurden schwere Verhaltensstörungen festgestellt, und das Gehirn der Meeressäuger schrumpft während der Zeit der Gefangenschaft auf die Hälfte! Magengeschwüre sind normal! Ohne die Dressuren würden die gefangenen Schwertwale bald an mangelnder Bewegung sterben. Doch nicht immer lassen sich die Tiere die Dressur gefallen. es gab schon Unfälle, bei denen die Wale den Menschen Verletzungen zufügten, was in der freien Wildbahn selbstverständlich nicht vorkommen würde..."
Man sieht also, daß die Wale in der Gefangenschaft aggressiv werden. Diese Tiere sind zum Teil so verstört und krank, daß es sogar zum Selbstmord kommen kann...
Trotz allem ist der Film zu empfehlen, nicht nur, weil er zum Nachdenken anregt, sondern auch, weil man hier sehen kann, wieviel Mühe sich Gott mit seiner Schöpfung gegeben hat. Man sieht in diesem Film, daß ER den Walen Schönheit und Intelligenz geschenkt hat.
P.S.: Nachdem "Free-Willy" Millionen Kino-Gänger zu Tränen gerürht hatte, gingen bei "Warner Brother" viele Beschwerde-Briefe ein, in denen man sich empörte, daß "Keiko" nach den Dreharbeiten so einfach abgeschoben wurde. Die Filmleute haben nun endlich beschlossen, "Keiko" auch in Wirklichkeit zu retten. Die Berliner Morgenpost vom 19.4.1994 berichtete, daß "Keiko" nun durch ein besonderes Trainingspogramm an die Freiheit gewöhnt wird. Ein verzögertes Happy-End?