Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 11, Mai 1994

Jugendweihe & Konfirmation

von Stefanie Eichler

In diesem Text soll es um Konfirmation und Jugendweihe, das sogenannte Gegenstück zur Konfirmation, gehen.
Die Jugendweihe wurde noch zu DDR-Zeiten von der FDJ, der Freien Deutschen Jugend, eingeführt. Die FDJ, die mit der Kirche nichts zu tun haben wollte, entschloß sich dazu, um den Jugendlichen ebenfalls eine Familienfeier etc. zu ermöglichen, ohne, daß sie der Kirche angehören mußten und sie so auf ihre Seite zu ziehen.
Vor kurzem war ich bei solch einer Jugendfeier, wie sie nach der Wende genannt wird. Äußerlich ist es ja ähnlich: Die Jugendlichen bekommen eine Urkunde, die ganze Familie versammelt sich. Der Unterschied ist eben der, daß die Jugendfeier nichts mit Kirche verbindet. Von Gott ist keine Rede, es wird auch niemand gesegnet.
Aber (als "Ausgleich"?) findet das große Ereignis im Schauspielhaus im Herzen Berlins statt, für das die Eintrittskarten (!) so teuer sind, daß man als Außenstehender eigentlich schon gar keine Lust mehr hat hinzugehen. Es sei denn, es geht um eine Cousine oder einen Cousin o.ä., und die stolzen Eltern zahlen. Dann geht man hin; man ist ja schließlich neugierig. Und als es dann losgeht, ist der von riesigen Kronleuchtern hell erleuchtete Saal von ca. 2000 Menschen bevölkert. Neben ungefähr 1500 Zuschauern ist ein großer Chor da (der wäre ein Traum für unseren Kantor), alle einheitlich und chic gekleidet, außerdem noch ein Posaunenquintett und ein Liedermacher. Jugendliche, die ihre Feier schon hinter sich haben, führen Theaterszenen auf und die Festrede - als krönender Abschluß - wird vom Senator für Jugend und Familie gehalten. Okay, manche finden so etwas ja vielleicht schön und toll, doch ich habe mich gefragt, ob wir als Christen so einen Rummel brauchen, ob Gott so etwas nötig hat. (Ich hoffe, die meisten von Euch waren schon mal bei einer Konfirmation, so daß ich nicht mehr erklären muß, wie so etwas abläuft.)
Nun, ich persönlich denke: NEIN. Gott braucht keine 3-Stunden-Veranstaltung, bei der der eigentliche Festakt, die 15-minütige Urkundenübergabe, nur so "lange" dauert, weil es ca. 300 Anwärter sind, die nicht mal einzeln nach vorne gerufen werden. ER braucht auch keine berühmten Festredner.
Ich finde, die christliche Konfirmation ist viel persönlicher, tiefgehender und bedeutender. Mit der Konfirmation ändert man doch sein Leben. Man entscheidet sich doch für ein Leben mit Gott, mit Jesus. Neben einer Urkunde bekommt man doch auch etwas viel wichtigeres: Gottes Segen und seine Liebe. Die Zusage von ihm, daß er bei uns ist bis an das Ende der Welt. - Doch was bekommt man bei der Jugendweihe? Man darf sich offiziell mit "Jugendlicher" betiteln. Wie wenig im Gegensatz zu dem, was man von Gott sein ganzes Leben lang geschenkt bekommt.