Weihnachten ist echt die Hölle
FOUND BY NORMAN, YPR
Folgenden, bemerkenswerten Artikel fand ich vor ein paar Tagen in der Berliner Morgenpost, ich gebe ihn hier leicht gekürzt wieder:
Alle Jahre wieder, wenn das Christkind kommt, erwacht auf der Leinwand der Antichrist. Schon im letzten Jahr wurde das Kinopublikum zur Vorweihnachtszeit mit aufwändigen "Teufelswerken" zum Fürchten gebracht: Arnold Schwarzenegger lieferte sich in "End of Days" einen Zweikampf mit dem Satan, Johnny Depp brach in Roman Polanskis "Die neun Pforten" das Tor zur Hölle auf und Patricia Arquette wurde in "Stigmata" von bösen Mächten heimgesucht. In diesem Jahr nun scheint der Herr der Unterwelt noch härter ranzugehen. Noch nie gab es so viele "Teufelsfilme" gleichzeitig. Mit jeder Kerze, die auf dem Adventskranz angezündet wird, wird das Höllenfeuer im Kino heißer.
Bereits gestartet ist der düstere Thriller "Die Prophezeiung". Kim Basinger beschützt ein Kind, das ein Abgesandter des Teufels auf einem Altar opfern will. Regisseur Chuck Russell spielt mit biblischen Zitaten und Klischees: Kreuze, die verkehrt herum hängen, Altarfiguren, aus denen Blut und Tränen fließen, und teuflische Symbole. Russell glaubt auch zu wissen, warum Luzifer im Kino regelmäßig Hochkonjunktur hat: "Obwohl die Technik so immens vorangeschritten ist, leben wir immer noch in einer spirituellen Welt. Wenn jemand etwas absolut Böses tut, fragen wir uns, was ihn dazu getrieben hat. Es geht doch immer um die ewige Frage, wie gut oder böse der Mensch ist."
Es sind häufig Kinder, denen in den Filmen ein teuflischer Pakt angedichtet wird. So auch in "The Calling" (ab 21.12.), in dem sich Laura Harris als besorgte Mutter die bange Frage stellen muss, ob ihr Sohn nicht die Brut des Satans ist. Immerhin steht der Kleine im Zusammenhang mit mysteriösen Morden, und auch der Papa scheint Luzifer ergeben zu sein, und am Ende landet auch dieses Kind zum Abschlachten auf dem Altar. Als Höhepunkt des derzeitigen Kinoteufelstrends kehrt am 7.12. das Original in der Director´s Cut-Version wieder: "Der Exorzist". William Friedkins Horrorklassiker schockierte 1973 die Welt, als Linda Blair als vom Teufel besessener Teenager vulgäre Kraftausdrücke und grüne Erbsensuppe spuckte. Die evangelische Kirche verdammte damals den Film als übles Machwerk, während die katholische Kirche die religiöse Botschaft des Films lobte.
Heutzutage scheint sich niemand mehr dafür zu interessieren, ob oder welchen Pakt Mephisto mit Hollywood geschlossen haben könnte. der Teufel hat sich als Unterhaltungskünstler etabliert, der die Massen mal mit Hörnern und Pferdefuß, mal in der Person Al Pacinos ("Im Auftrag des Teufels") und manchmal auch als Witzfigur begeistert. In "Teuflisch" (ab 21.12.) verwandelt sich der Leibhaftige sogar in eine attraktive Frau, gespielt von Elisabeth Hurley, um die geschundene Seele eines Mannes (Brandon Fraser) zu kaufen.
Da hilft nur noch Teufelsaustreibung, die uns in dem Gruselwerk "Lost Souls - Verlorene Seelen" (ab 18.Januar) geboten wird. Die niedliche Winona Ryder übt sich darin, die Menschheit zu retten. In "The Convent" (ab 7.12.) wird der Höllenfürst von Collegestudenten gerufen, die er zum Dank in Zombies verwandelt. In "The Cell" wird das Teufelsthema etwas subtiler präsentiert. Jennifer Lopez spielt darin eine Traumdeuterin, die Zugang in das kranke Gehirn eines Serienkillers bekommt und mit beklemmenden Bildern und Visionen konfrontiert wird.
Zählt man Filme wie "Blair Witch 2", "Düstere Legenden 2" und "7 Days to Live" mit, kommt man in der weihnachtlichen Zeit auf 15 Horrorfilme. Und mit großer Wahrscheinlichkeit geht das Geschäft mit dem Teufel erneut auf. Für viele Kinogänger sind sie vielleicht einfach Ausdruck ihrer Abneigung gegen die weihnachtliche Pseudo-Harmonie. Eine interessante Erklärung für dieses Phänomen hat der Regisseur der "Prophezeiung" parat: "Vielleicht gibt es Satan ja doch. Vielleicht ist es nur sein größterTrick, uns im Glauben zu lassen, dass es ihn nicht gibt."