Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 26, Dezember 1996

Itzsoweezee!

von Axel Fischer

Auf der Suche nach dem Hit des Jahres 1996 Dezember-Jahresende, Zeit ein Blick über die Schulter zu werfen und das Jahr Revue passieren zu lassen...
Musikalisch wird das wieder so sein, daß jede Plattenfirma, die etwas von sich hält, wieder den ultimativen BEST OF 96-Sampler auf den Markt schmeißen wird, mit allen Superhits, die uns das Leben 1996 (für den einen mehr, für den anderen weniger) versüßt haben.
Auch Euch wird sicherlich ein Song in diesem Jahr ans Herz gewachsen sein, mit dem ihr ganz besonders schöne oder bewegende Momente verbindet, der Euch gute Laune gemacht hat, Euch zum Zappeln gebracht hat oder Euch, warum auch immer, so gut gefallen hat, daß Ihr ihn zu eurem Lieblingssong des Jahres 96 gekürt habt.
Für den einen muß dieser Song eine eingängliche Melodie haben, für den nächsten muß der Beat per minute bei mindestens 354 liegen (sogenannter elektrischer Stuhl), für wieder einen anderen muß der Sänger gut aussehen und /oder über eine waschbrettartigen Bauch (Peter !!!) verfügen, ein vierter akzeptiert nur Rock, aber auch nichts, was eine Spur davon abweicht. Und so hat jeder so seine Kriterien, nach denen er bewußt oder aus dem Bauch heraus seinen Lieblingssong kürt. Wie sieht das eigentlich mit dem Text aus ?
Würden die Backstreet Boys sich nicht auch auf Platz 1 sonnen, wenn ihr Hit "Quit playing games with wasweißich?" heißen würde ? Und daß der "Rapper" (man beachte die Gänsefüßchen !) von Mr. President zum Sommerhit "Coco Jambo" irgendetwas von Hühnchen und Brause erzählt, ist uns doch (fast) gar nicht aufgefallen und eigentlich auch egal. Und ob Blümchen zum wiederholten Male eine Geschichte über Astronauten vom Besten gibt oder von einem umgefallenen Reissack in Vorderasien berichtet, ist uns ebenso wichtig.
Sicher, Bands abseits des Karstadt-Euro-Technos legen weitaus mehr Wert auf ihre Texte und haben in der Regel auch etwas zu sagen, aber ist man auf der Suche nach christlichen Inhalten und/oder Christen, so sucht man in den Hitparaden von VIVA, MTV und BRAVO so gut wie vergeblich. Ich will nicht behaupten, daß dies nun unabdingbar ist, um gute Musik zu finden, aber warum ist das eigentlich so?
Abseits der Hitparaden besteht die Möglichkeit über christliche Labels und Verlage auf christliche Bands oder Inhalte zu stoßen. Da kann man dann "ganz sicher" sein, daß hier der Leadgitarrist Christ ist und die Texte durch und durch christlich geprägt sind. Das ist ja schön und gut, aber daß diese Bands nicht in den Charts vertreten sind, liegt nicht an ihrem vermeintlichen Christsein, sondern in der Regel an der grottenschlechten Musik. Eine überaus erfreuliche und herausragende Ausnahme auf diesem Sektor stellte dieses Jahr die US-amerikanische Crossover-Band DC Talk mit ihrer Single "Jesus Freak" dar. "Jesus Freak" hörte nicht nur eine exklusive Gruppe junger Christen im Hinterstübchen, sondern darüberhinaus auch eine ganze Menge anderer Menschen. Nicht umsonst erreichte der Titel die Top 20 in der Fritz-Roadshow und lief darüber hinaus tagsüber auf heavy rotation. Was DC Talk aber wohl noch etwas glücklicher gemacht haben dürfte, ist die Tatsache, mit ihrem Album in den US-Radio-Billboards auf Platz 1 gelandet zu sein und dort einen nicht ganz unbekannten Herren namens Michael Jackson verdrängt zu haben.
Zu solchen Ausflügen christlicher Künstler kommt es aber selten. Meistens fristen diese ein Schattendasein im Licht der Chartstars.
Bleibt uns also nur die Wahl zwischen populärer und kommerziell erfolgreicher Musik auf der einen Seite und Musik mit christlichen Inhalten auf der anderen Seite?
Nein. Etliche Stars der Musikszenen sind Christen oder zumindest christlich geprägt, ohne daß dies immer groß publik wird. Nimmt man sich zum Beispiel mal das Booklett der Superstars dieser Stunde zur Hand, nämlich das der Backstreet Boys, dann kann man in den Danksagungen den Dank an Gott gar nicht übersehen. Ebenso ist es mit den Fugees, die mit "Killing me softly" die am häufigsten verkaufte Single im Jahre 1996 in Deutschland stellten. In ihrem Longplayer "the Score", das sich 6 Millionen mal in Deutschland verkaufte und monatelang auf Platz 1 der Verkaufscharts stand, findet sich ebenso ein erster Dank an Gott. Der Unterschied zu den Musikern, die auf christlichen Verlagen erscheinen, ist die Herangehensweise. Die Backstreet Boys und wohl auch die Fugees (um mal bei den Beispielen zu bleiben) haben nicht unbedingt einen missionarischen Anspruch, d.h. ihre Texte handeln nicht zwangsläufig von Jesus Christus oder ihrem persönlichen Glauben an ihn. Wenn Jesus aber in ihrem Leben eine Rolle spielt, warum taucht er dann nicht in den Texten auf ? Ich denke, die Frage ist berechtigt, kann aber von mir an dieser Stelle auch nicht voll und ganz beantwortet werden. Meiner Meinung nach muß man einem christlichen Musiker aber auch die Freiheit lassen, selbst zu entscheiden, ob und inwieweit er Glauben und Textinhalte miteinander verknüpft. Für manchen mag der Glaube an Jesus etwas ganz persönliches sein, etwas für das er Jesus ebenso dankbar ist, wie für den Erfolg, den er ihm geschenkt hat. Daß Jesus in jedem Liedtext zweimal vorkommt, sagt noch lange noch nichts über den Glauben zu ihm aus. Und daß die Backstreet Boys und Fugees ihr Christsein alles andere als verleugnen, läßt sich nicht übersehen (Interviews, Danksagungen bei den MTV-Music-Awards etc.) Ob der Grund dafür das konservative Amerika ist, wo es zum "guten Ton" gehört, dem Herrgott nach dem Gewinn eines Preises zu danken, wage ich nicht zu beurteilen...
Abseits von den Backstreet Boys und den Fugees, finden sich aber auch andere (etwas unbekanntere) Musiker, die vom Glauben an Gott geprägt sind, und die das nicht nur in ihren Danksagungen, sondern auch ihren Texten zum Ausdruck bringen. Oft fällt uns das gar nicht auf.
Wie es einigen von denen, die mich kennen, nicht entgangen sein dürfte, hängt ja (fast) mein ganzes (musikalisches) Herzblut an Hiphop.
Trotz der Entwicklung von der friedlichen Hiphop-Idee zu einer Krankheit einiger beknackter Deppen, die hierzulande unter dem Namen Gangsta-Rap bekannt wurde, ist 1996 ein ganz hervorragender Hiphopjahrgang: Die Fugees haben durch ihren fast unheimlichen Erfolg wieder positiven Wind in die Hiphopcommunity geblasen, der das Gewaltimage des Raps der letzten Zeit fast vergessen machen läßt. Neben den Fugees hat sich die Native-Tongue-Fraktion um De la Soul und A tribe called quest mit neuen Alben in diesem Jahr zurückgemeldet. Erstere dürften allen Möllnern durch das Liedchen "Ring, Ring, Ring" bekannt sein, letztere vielleicht einigen durch ihren "Hit" von 1991 "Scenario".
Gerade diese beiden Gruppen haben mich die letzten Jahre begleitet und mir hier und da immer wieder gute Laune geschenkt. Umso froher war ich, als ich erfuhr, daß De la Soul nach 3 Jahren endlich wieder ein neuen Album veröffentlichte. Und eben auf diesem Longplayer "stakes is high" (der Einsatz/Preis ist hoch) habe ich meinen ganz persönlichen Hit für 1996 gefunden. Zu meiner positiven Überraschung hat sich mein eh schon grenzenlose Liebe zu De la Soul noch vergrößert, als ich in den Danksagungen folgendes las: "Am allermeisten danke ich Gott, daß er mich mit Gesundheit, Kraft und Talent gesegnet hat, die mir ermöglichen einer Karriere wie dieser nachzugehen. Unbeachtet aller Leiden, die im Laufe der Jahre aufgetaucht sind, würde ich dies für nichts in der Welt aufgeben (erfüllt von Respekt und der Gnade durch Gottes Augen)."
Doch damit noch nicht genug: Wenig später heißt es:
"Wir preisen Gott für sein Geschenk und verstehen, daß wir nur seine Werkzeuge sind. Wir beten, daß er fortführt, Euch unter seine Gnade zu nehmen und Ihr Gefallen an seiner Herrlichkeit und Pracht findet."
Nicht, daß ich die Musik ohne diese Danksagung einen Deut schlechter gefunden hätte, aber es berührte mich schon, daß Künstler, die man über eine längere Zeit richtig gut findet, ihre Kraft auch aus dem Glauben an Jesus Christus schöpfen und eben diese für ihre Fans beten ! Da war nicht nur die Musik, die einem schöne Momente schenkt, sondern zugleich das Gefühl, daß dieser Mensch, den gleichen Vater hat.
Ein Song auf dieser CD hat es mir nun ganz besonders angetan. Zuerst ist mir der Text gar nicht so bewußt geworden, aber als ich den Song (Itzsoweezee) des öfteren hörte, weil er mir so ausgespochen gut gefiel, merkte ich, daß Gott eine Rolle spielt. Ich konnte mich jetzt nicht nur mit der Musik, sondern auch voll und ganz dem Text identifizieren.
Kurz: Mir geht es ganz hervorragend, wenn ich ihn höre und das liegt nicht am leichten und etwas melanchonischen Fluß des Songs, sondern auch daran, daß er mich an meinen Vater erinnert, und die Möglichkeiten, die er uns immer wieder bietet:
"Wenn Geld einen Menschen verrückt macht, müssen wir das neu ordnen! Wenn Liebe gegen den Herren ist, höre, dann weiß ich nicht wie wir dem Weg nach unten begegnen können. Es ist so einfach, Herr! Es ist so einfach!"

(De la Soul: Itzsowezee, auf: stakes is high, © 1996.

Genauso verborgen wie unser Christsein im Alltag oft ausfällt, sind manchmal die Hinweise darauf, daß Musiker, die wir cool finden oder bewundern, ihre Kraft auch aus dem Glauben an Jesus ziehen. Macht doch mal die Augen auf, lest die Texte Eurer Lieblingssongs (oder achtet mal bewußt darauf), lest die Danksagungen, Interviews etc. Es glauben mehr Menschen an Jesus als wir denken, und nicht alle sind gänzlich unbekannt. Wir müssen nur die Augen und Ohren aufsperren. Und wenn ihr jemanden findet, dann schenkt Euch das ja vielleicht etwas Kraft und Mut, noch mehr zu unserem Glauben an Jesus zu stehen. Probiert`s mal. Ihr seid nicht alleine! Itzsoweezee!!!
Pies aut! Euer MK Fisch-A