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Youthpaper Nr. 60, Juni 2003

Weltverantwortung

von Axel/YPR

Wir müssen Verantwortung für unsere Welt übernehmen.

Der Irakkrieg ist vorbei. Wenn man sich die Magazine im Fernsehen anschaut, oder Berichten in Zeitungen und Zeitschriften durchließt bekommt man nun zu hören, daß die Rechtfertigung für diesen Krieg wie eine Seifenblase zerplatzt. Die "Beweise" sind nicht nur einfach falsch interpretiert worden - vieles sind Fälschungen gewesen. Die Jubelszenen, die wir im Fernsehen gesehen haben wurden zum Teil als drehbuchgetreue Produkte von Werbeagenturen enttarnt.

Krieg ist etwas kompliziert geworden. Wir sind umgeben von Informationen, Lügen und Gefühlen, vor allem der Angst - und Verantwortung. Ich konnte irgendwann kaum noch durchblicken und man wurde ja immer gemahnt: "man muss das auch differenziert betrachten". Und wenn es mir nicht egal ist, was mit meinem Mitmenschen überall auf der Welt passiert, kann es sein, daß es meine Pflicht ist, auch zu unterstützen, daß Ungerechtigkeit beendet wird und nicht mehr gelitten wird.

Letzteres ist sicher der Aspekt, der die Hoffnung geboren hat man würde die Angreifenden Soldaten im Irak mit Blumen begrüßen. Man schlage im Geschichtsbuch unter Blumenkriege nach und findet wieder eine Geschichte mit einem Diktator. Man braucht einen guten Magen.

Wir müssen Verantwortung für unsere Welt übernehmen.

In erster Linie scheint mir Motivation, daß wir uns selbst schützen wollen. Und das ist nicht zu verdenken. Wir wollen nicht in Gefahr Leben, unser Leben soll nicht durch Terror bedroht werden. Denn: andere Staaten können uns wohl kaum gefährlich werden. Zu stark sind die Verteidigungsbündnisse, zu greifbar ist ein Staat für einen Rückschlag.

Durch die 10 Opferreichsten terroristischsten Anschläge seit 1970 sind über 6000 Menschen umgekommen - der Großteil am 11. September 2001.

Zufällig stimmt diese Zahl mit der überein, die eine unabhängige Zählung der Berichte über zivile Opfer des Krieges im Irak angibt. Darf unsere Sicherheit dieses Opfer fordern?

Terror liegt manchmal im Auge des Betrachters: Freiheitskämpfer oder Terrorrist? Wer kämpft für das "richtige"? In keinem Fall bleiben die negativen Auswirkungen von Gewalt aus.

Trotzdem davon ausgegangen, daß es "gerecht" oder "notwendig" war im Irak Krieg zu führen: Warum muss dieser Krieg dann mit Lügen, Erpressung und anheizen von Angst gerechtfertigt werden? Sind die genannten Motive doch nicht die richtigen? Und wenn es andere gibt, muss man sich so für sie schämen, daß sie nicht genannt werden?

Ich schäme mich dafür, daß man auch (wieder) Gott und die Bibel bemüht um in den Krieg zu ziehen, religiöse Gefühle ausgenutzt werden. Und das von Menschen, die sich mit mir Christen nennen. Dafür kann ich keinen George W. Bush zur Rechenschaft ziehen. Immerhin werden wir jeder für uns noch vor Gott Rechenschaft geben müssen. Aber in unserer Verantwortung liegt das Völkerrecht und wie wir damit umgehen, wenn es mit Füßen getreten wird, als hätte man vergessen, was für Kriege unsere Erde schon mitmachen musste.

Wir müssen Verantwortung für unsere Welt übernehmen.

Warum gerade der Irak und kein anderes Land? Einer der größten immer noch regierenden Diktatoren hat allein im Jahr 1999 dafür gesorgt, daß mehr als 30 Millionen Menschen starben. Das war pro Sekunde etwa einer. Über 828 Millionen Menschen wurden in diesem Zeitraum gefoltert und gequält. Sein Name ist Hunger.

Bereits seit den 70er Jahren wissen wird, daß die Nahrung, die auf der Welt vorhanden ist ausreicht, um jeden Menschen satt zu machen.

Der Krieg im Irak soll insgesamt alleine auf USA-Seite bis zu 1,9 Billionen (1,9*1012) US-$ kosten. Mit diesem Geld könnte man z.B. für 10 Jahre 530 Millionen Worldvision-Patenschaften für Kinder und ihre Familien in der Dritten Welt übernehmen. Deutschland hat im Jahr 2003 82,5 Millionen Einwohner.

Wir müssen Verantwortung für unsere Welt übernehmen.

Hunger und Armut sind nicht die Ursache von Terror -dann gäbe es mehr Terrorismus. Aber ich glaube, daß wir jeden Terroristen im beeindrucken können, wenn wir verantwortlicher mit den wirklichen Leiden dieser Welt umgehen.

Gott schütze unseren Verstand.