Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 60, Juni 2003

Buchvorstellung: Tagebuch eines frommen Chaoten

von Martin/YPR

Power Of Love / Waldbühne   Freitag, 14. Februar

Wachte um sechs Uhr auf. Plötzlich fiel mir siedendheiß ein, dass heute Valentinstag ist. Warf mich so leise wie möglich in die Klamotten, schlich aus dem Haus und taumelte schlaftrunken zum Laden an der Ecke.

Stieß auf einen kleinen Auflauf verhärmt dreinblickender Ehemänner, die in den schäbigen Restbeständen an Valentinskarten kramten. Für mich blieb bloß noch eine übrig, auf der ein Kater abgebildet war, der eine Mäusin zwischen die Pfoten geklemmt hatte und (in Gestalt einer Sprechblase) behauptete: "Ich hab dich zum Fressen gern!"

Als Anne am Frühstückstisch die Karte öffnete, sagte sie: "Oh Schatz, du bist so unheilbar romantisch. Du hast bestimmt Stunden zugebracht, um die zu finden."

Immerhin lachte sie. Überreichte mir ihrerseits eine wunderschöne Karte und gab mir einen langanhaltenden Kuss über dem Marmeladenglas, bis uns Gerald unterbrach, der hereinkam und sagte: "Mit deinem Schlips wird's ein klebriges Ende nehmen, Papa!".
 

Power Of Love / Waldbühne   Über Adrian Plass

Er ist Vater von vier Kindern (Matthew, Joseph, David, Kate) mit abgebrochener Schauspielausbildung und einem überstürzt angenommenen Hausvater-Job in einem Heim für milieugestörte Kinder und auch noch ein sehr erfolgreicher christlicher Autor der Gegenwart. Anfang der Neunziger schwappte die Adrian-Welle von der Insel nach Deutschland über. Der Auslöser, der den in seiner Heimat schon längst bekannten Autor auch bei uns populär werden ließ, hieß "Das Tagebuch eines frommen Chaoten" Die "Tagebücher" hatten eigentlich von Anfang an Kultstatus, denn es ist einfach nicht zu überbieten, wie Adrian Gemeindemitglieder ironisch überspitzt darstellt. Was bei manchen als eine Art Blasphemie missverstanden wurde, entpuppte sich immer mehr als die Art von Humor, die wirklich ankommt und aufdeckt, ohne zu verletzen.