Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 58, Februar 2003

Peace - oder wie jetzt?

von Axel/YPR

Friedenstaube   In der Schule wurde mir über viele Jahre eingetrichtert Probleme ohne Gewalt zu lösen. Wir sollten lernen miteinander zu Reden statt uns zu schlagen oder gar zu terrorisieren. Trotzdem ist so was auch mal vorgekommen. Ich glaube es verwundert niemand, dass nicht mit dem Rohrstock bestraft wurde.

Heute gibt es eine neue Lektion für mich: Gewalt ist ein legitimes Mittel, die bei einer Bedrohung auch offensiv, d.h. nicht in Notwehr, eingesetzt werden kann.

Nein, ich meine jetzt nicht, dass Lehrer mit gezückten Schusswaffen durch die Schulen gehen sollen, sondern will auf den Irak-Konflikt anspielen. Als zum ersten mal das Gerücht aufkam, dass nach Afghanistan als nächstes der Irak „drankommen“ sollte, habe ich darüber gelacht. Das war absurd für mich. Warum? Was hat das mit den Anschlägen in New York zu tun?

Heute sagen „Experten“, dass ein Krieg unvermeidbar ist. Ich will behaupten, dass
 

  1. ein Krieg vermeidbar ist und
  2. Gewalt eben nicht legitimes Mittel ist.

Man kann darüber streiten, ob es Situationen gibt, in denen Krieg der einzige Ausweg, oder der am wenigsten „Schaden“ verursachende Weg ist.

Egal, wohin man nun tendiert: Gut wird Krieg als Mittel dadurch nicht. Wir müssen also in jedem Fall sehr kritisch Fragen, wenn Staaten, oder Bündnisse dieses Mittel einsetzen wollen. Wenn überhaupt ist doch Krieg nur die allerletzte Möglichkeit, wenn alles andere Versagt hat.
Plakat gegen einen Irakkrieg aus den 90ern   Das sieht z.B. auch der CVJM Gesamtverband in Deutschland so, der sich in einer Erklärung vom 20. Januar gegen einen Irakkrieg ausgesprochen hat. Erst kürzlich (am 5.2.) trafen sich Kirchenführer aus Europa, den USA und dem Nahen Osten und gaben eine Resolution aus, in der sie sich für eine friedliche Lösung der Irak-Krise aussprachen. Die Ziele, die besonders von den USA zur Begründung eines Krieges gegen den Irak angeführt würden, seien nicht akzeptabel. Der Irak wurde zur Abrüstung und uneingeschränkter Kooperation mit den UN-Waffen-Inspektoren aufgerufen.

Auch der Papst ist sichtlich um Frieden bemüht: Er sendet seinen in solchen „Missionen“ erfahrenen Kardinal (Etchegaray) nach Bagdad, um positiv Einzuwirken (Meldung vom 9.2.).

Der Papst sieht im Krieg ein Versagen. Er rief alle Christen auf für den Frieden zu beten und zu arbeiten. Das Versagen beginnt nicht mit der Kriegsgefahr, sondern schon vorher, denn den Boden, der Kriege entstehen lässt bereiten wir auch mit, wenn wir z.B. Wohlstand über Gerechtigkeit stellen.

Sich für den Frieden auszusprechen, ist erst mal noch nicht besser als für den Krieg zu sein. Man kann sich so nicht aus der Affäre ziehen, denn damit wäre das Problem noch nicht gelöst. Es muss auch an friedlichen Lösungen gearbeitet werden. Das wird nicht einfach. Vielleicht sind wir nicht in der Position „Friedenspläne“ zu machen, aber wir können denen, die in dieser Verantwortung stehen ein Zeichen geben, dass wir hinter ihnen stehen und sagen, dass sie nicht allein sind.
No war on Iraq   Am 15. Februar finden in vielen Hauptstädten Europas und auf der ganzen Welt Kundgebungen gegen den Irakkrieg statt. Auch in Deutschland wird bundesweit zu einer Demonstration in Berlin aufgerufen. Wenn ihr diesen Artikel lest, wird dieser Tag vermutlich schon verstrichen sein. Da aber noch weitere Veranstaltungen angesetzt sind solltet ihr mal unter www.demo1502.de oder www.attac.de nach aktuellen Terminen schauen. Unter anderem wird es im Kriegsfall um 18h am Alexanderplatz eine Demonstration geben. (Hoffen wir, dass dieser Termin nie wahrgenommen werden muss.) In vielen Kirchen finden regelmäßig Friedensgebete statt. Z.B. in der KWG (www.gedaechtniskirche.com) oder hier in Reinickendorf in der Kirche in Alt-Wittenau.

„Als Christen kennen wir die Stärke, die in der Gewaltlosigkeit liegt.“ steht es in der Erklärung des CVJM. Wir sind nicht nur darauf beschränkt unseren Willen und Wunsch nach Frieden bloß zum Ausdruck zu bringen, sondern wissen, dass unsere Gebete vom allmächtigen Gott gehört werden. Unsere Hoffnung auf Frieden ist nicht unberechtigt, denn Gott kann uns dieses Geschenk machen.