Happy Birthday, Youthpaper!
von Carsten Hesse
Nun sitze ich hier also vor einem großen Haufen Youthpaper und will etwas zum 50. Geburtstag des Jugendblattes der ApoJo schreiben. Wo fange ich an? Die erste Ausgabe erschien immerhin vor etwa 9 Jahren und damals hätte ich mir nie träumen lassen, dass es einmal "so weit kommt".
Erste Ausgabe ist ein gutes Stichwort. Wer sie besitzt, kann schon stolz sein, eine echte Rarität sein eigen nennen zu können. Ausser mir und dem Youthpaper-Mann ist glaub ich nichts so geblieben wie es einmal war. Wisst ihr eigentlich, dass der Youthpaper-Mann in Wirklichkeit geklaut ist? Das verhielt sich so: Im Jahre 1992 erschien von der Band "Ugly Kid Joe" ein Song names "Everthing about you", der damals ein ziemlicher Hit war. Auf dem Cover besagter Single ist eine Figur zu sehen, die dem YP-Mann verblüffend ähnlich sieht, nur dass sie kein Kreuz und einen Abendmahlskelch in den Händen hält. Stattdessen zeigt der kleine Mann frech den Mittelfinger und hält hinter seinem Rücken eine Bierpulle. Die Grafikerin der ersten Stunde, Margit Tuchel (ihr kennt sie alle), zeichnete nach dieser Vorlage den euch bekannten YP-Mann, der mittlerweile sicherlich einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht als sein Vorbild.
Da fält mir schon das nächste Stickwort ein: Grafik. 1992 war noch nix mit Digitaldruck oder ähnlichem, also wurde die Youthpaper zunächst am Computer nur mit dem Text erstellt und dann wurden alle Bilder, Bildunterschriften und Grafiken von Margit nachträglich eingezeichnet bzw. eingesetzt bevor es zum Kopierer ging. Meine Güte, unvorstellbar.
Und dann war da noch das Comic mit Karlo, Siggi & Görni, welches uns gleich in der dritten Ausgabe den ersten Skandal bescherte: Wir hatten die Weihnachtsgeschichte mit den dreien nachgestellt und den guten Karlo als Jesuskind in die Krippe gelegt. Das fanden viele nicht so lustig wie wir in der Vorbereitung, so dass die Ausgabe komplett eingesammelt, das Comic geändert und alles wieder verteilt wurde. Vielleicht sind aber noch zwei oder drei Hefte mit dem Original-Comic im Umlauf. Ich hab jedenfalls eins.
Youthpaper-Comic (30 KB) |
Youthpaper-Titelseitenposter (85 KB) |
Insgesamt sind nur neun Comics erschienen, denn mit der zehnten Ausgabe war alles anders. Die Youthpaper war in eine Krise geraten und wäre fast eingestellt worden, was vor allem daran lag, dass die Redaktion gefrustet war, es überhaupt kein Feedback der Leser gab und das Geld knapp wurde.
Mit Norman Willes Eintritt in die Redaktion, einem neuen Layout, einer "Verfassung" und der Einführung der "unverbindlichen Spende von einer Mark" ging es dann aber doch weiter. Auf in die wohl größte Zeit, die die Youthpaper je erlebte. Zur Finanzierung wurden von der Redaktion sogenannte Youthpapertage organisiert, für die nicht nur Partys, Gewinnspiele, und exklusive Buffets, sondern auch die Filme "Last Minute" und Last Minute 2 - Alles oder nichts" vorbereitet wurden. Die Filme wurden so berühmt, dass der aus ihnen hervorgegangene Gedanke der fiktiven "Newspaper" sogar eines Tages Wirklichkeit wurde. Am 17. Juni 1995, 3. August 1996 und 5. September 1998 hieß es Mega-Event in der ApoJo! Da der letzte YP-Day mit keinem Film aufwarten konnte, fand die wohl aufwendigste Party statt, die die Gemeinderäume je gesehen haben: Drei Partyräume mit unterschiedlicher Musik, gemieteter Lichtanlage und Nebelmaschine.
Neben den Einnahmen durch die YP-Tage gab ausser euren Spenden auch fast immer einen Werbepartner, der die YP mitfinanzierte. Der erste war "Joey's Pizza Service", der zufälligerweise das erste Mal in der Ausgabe warb, in der auch ein sehr objektiver Artikel über "Pizza-Services im Test" Joey's als den besten benotete. Kann es sein, dass damals ein Redaktionsmitglied bei einem Pizza-Service arbeitete?
Ab Ausgabe 30 wechselten dann die Werbepartner genauso häufig wie über den gesamten Zeitraum das Layout, der Schriftzug, die Serien und Redaktionsmitglieder. Wer erinnert sich noch an "Jessica's Kochecke" mit tollen und allzeit beliebten Kochtips, an die "Chaosgeschichte", die von unterschiedlichen Lesern über mehrere Ausgaben weitererzählt wurde oder die bisher dickste YP im August 1993 mit 32 Seiten? Nicht zu vergessen das wohl umfangreichste Bildarchiv der Jugend, wenn man alleine an die ganzen Bilder der letzten 10 Konfafahrten denkt.
Es gibt sicher tausend Geschichten über und mit der Youthpaper, die man erzählen könnte. Irgendwie bin ich schon ein wenig stolz darauf und freue mich, dass Gott das Projekt über die Jahre immer getragen hat. Viele von euch kennen die Gemeinde schließlich gar nicht ohne YP. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, mit Krisen und Erfolgen - wie jede Geschichte eben.
Nun sind es also fünfzig. Happy Birthday, Youthpaper! Und gleichzeitig Zeit für mich auf Wiedersehen zu sagen. Ich verlasse noch dieses Jahr Berlin und werde auch so schnell nicht wiederkommen. Die Youthpaper bleibt sicher eines der größten Projekte, die ich zurücklasse, und ich wünsche der zukünftigen Redaktion alles Gute und Gottes Segen. Nicht kleinkriegen lassen.
Und übrig bleibt nur der Youthpaper-Mann.
Alles Liebe,
Carsten