Die Europaflagge
von Norman/YPR
Seit einiger Zeit schon ist sie uns vertraut, hängt sie doch an fast jedem öffentlichen Gebäude neben der deutschen Flagge. Gemeint ist die Europaflagge. Zwölf goldene Sterne auf dunkelblauem Grund. Fragt man jedoch danach, was diese zwölf Sterne symbolisieren, stößt man auf unterschiedliche Antworten. Viele haben gar keine Idee und reagieren mit einem Achselzucken. Andere können sich noch erinnern, daß die Europäische Union einmal aus zwölf Staaten bestanden hat, und glauben damit die Antwort gefunden zu haben. Das ist aber nicht die ganze Geschichte.
Ihren Ursprung hat die Geschichte der Fahne in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Paul Lévi, ein Belgier jüdischer Abstammung, legte damals, angesichts der Verfolgung und Deportation der Juden durch die Nazis, das Gelübde ab, zum katholischen Glauben überzutreten, wenn er den Krieg überleben würde. Lévi überlebte und erfüllte sein Versprechen.
Als am 5. Mai 1949 in London der Europarat gegründet wurde, wurde Lévi Leiter der Kulturabteilung des Europarats. Sechs Jahre später, 1955, wurde die Frage einer gemeinsamen Flagge der Mitgliedsländer des Rats diskutiert. Sämtliche Entwürfe, in denen, etwa nach dem Vorbild der skandinavischen Flaggen, ein Kreuz enthalten war, wurden als ideologisch gebunden und als zu christlich angesehen und deshalb verworfen. In dieser Zeit kam Paul Lévi eines Tages an einer Marienstatue mit Sternenkranz vorbei. Von der Sonne angestrahlt, leuchteten die goldenen Sterne vor dem blauen Himmel. So war Lévis Idee für die Gestaltung der Europafahne geboren. Sein Vorschlag wurde in den zuständigen Gremien allgemein akzeptiert.
So ziert bis heute in allen Staaten der Europäischen Union der Sternenkranz Marias die Europaflagge.
(Nach: Thomas Pinzka, Maria und Europa, in: L´OSSERVATORE ROMANO, Nr. 39, 1998, S. 8.)