Porträt: Mahatma Gandhi
von Andreas/YPR
Liebe, Wahrheit, Mut, Opferbereitschaft - dies waren die Werte von Mahatma Gandhi, der durch seinen gewaltlosen Kampf die Herrschaft Englands über Indien brach. Vor 125 Jahren wurde er geboren.
"Ich habe nichts Neues erfunden", pflegte Gandhi zu sagen. Das Geheimnis seiner bis heute andauernden Wirkung auf neue Generationen ist, daß er sagte, was er dachte, und lebte, was er sagte: Liebe, Gewaltlosigkeit, Mut, Opferbereitschaft.
Am 2. Oktober 1869 wurde er im Nordwesten Indiens geboren. Der Sohn gläubiger Hindus heiratete mit dreizehn, verlor seinen Vater mit vierzehn und wurde mit sechzehn selber Vater. Sein großer Wunsch war, in England zu studieren, um herauszufinden, was das kleine Volk der Engländer befähigt über 240 Millionen Inder zu herrschen. Da es den Hindus aber nicht erlaubt war, "die schwarzen Wasser" zu überqueren, geriet er in erste Konflikte. Aber der schüchterne Gandhi setzte sich sanft, aber unnachgiebig durch und studierte in London Jura. Nach seiner Rückkehr mußte er feststellen, daß die Engländer all dies in Indien nicht gelten ließen, was in England Gang und Gebe war: Rede- und Gedankenfreiheit, Dreiteilung der Gewalten, Toleranz, Vernunft.
Da er in Indien keine Arbeit als Rechtsanwalt fand, nahm er 1894 eine Stelle in Südafrika an. In den zwanzig Jahren, die er dort lebte, wurde aus ihm ein Kämpfer gegen die Diskriminierung der Inder durch die Engländer , der über alle Grenzen hinaus bekannt wurde. Er setzte den gewaltlosen Widerstand, die Bereitschaft, für die Gerechtigkeit zu leiden, dem mächtigen Unterdrückungsapparat des Staates entgegen. Die Politiker und Journalisten in England zogen es zuerst vor seine Gewaltlosigkeit und ihn selbst lächerlich zu machen, als verrückten Heiligen darzustellen. das Gelächter verging ihnen, als von Gandhi geführte Massenbewegungen die britische Herrschaft in Indien 1922 und 1930 an den Rand des Abgrunds brachten. Immer wieder wurden Gandhi und Zehntausende seiner Anhänger inhaftiert. Vergeblich:
1947 mußte Großbritannien Indien die Unabhängigkeit gewähren. Doch dieser Entkolonialisierung folgten blutige Kriege zwischen Hindus und Moslems. Nun wuchs der inzwischen zum Greis gewordene Gandhi über sich hinaus. Mit übermenschlichen Anstrengungen stemmte er sich gegen die Woge von Gewalt und Faschismus. Im Januar 1948 gelang es ihm noch einmal, dem blutigen Aufruhr in Delhi Einhalt zu gebieten. Aber er konnte nicht überall sein und schließlich starb er am 30. Januar 1948 während des Gebets durch die Kugeln eines fanatischen Hindus.
Seine Worte haben aber auch in der heutigen Zeit keineswegs an Aktualität verloren:
"In den Zeiten, die da kommen werden, werden die Menschen uns nicht einschätzen nach dem Glauben, zu dem wir uns bekennen, oder der Bezeichnung, die wir tragen, oder den Losungen, die wir schreien, sondern nach unserer Arbeit, unserem Fleiß, unserer Aufrichtigkeit und der Reinheit unsres Charakters. Sie werden wissen wollen, was wir tatsächlich für sie getan haben."