´Open Door´ oder Christlicher Hörfunk in Berlin
von Carsten/YPR
Das Thema Musik dürfte heute wohl jeden beschäftigen. Nie zuvor gab es einen solchen Boom in Sachen Bands, Platten, Musikelektronik und, und, und.
Auch wir Christen werden damit zwangsläufig konfrontiert, und die Frage, ob uns mancherlei Musik aus dem Radio negativ beeinflussen könnte, wird heftig diskutiert. Doch es läuft ja nichts anderes... - und christliche Musik, die weltlichen Charts stürmt, wie etwa von Amy Grant oder Cliff Richard, ist selten genug. Und sich einfach so Musik von christlichen Bands zu kaufen, ohne vorher durch´s Radio wenigstens einige Lieder gehört zu haben, ist oft zu riskant, denn was ist, wenn einem die Platte dann nicht gefällt?
So verbreitet sich christliche Musik, die so mancher weltlichen in nichts nachsteht, recht träge und meist nur über Freunde und Bekannte.
Neulich erfuhr ich jedoch, daß es jetzt (wieder) eine christliche Hörfunksendung im Radio zu hören gibt, und so traf ich mich mit Christoph Scharf, einem Mitarbeiter der Redaktion von ´Open Door´, so heißt diese Sendung nämlich, um an nähere Informationen zu gelangen.
Eine Gemeinde in Spandau ist das Ziel unserer Tour und das geistliche Zuhause von Christoph. Nach langer, langer Fahrt (Berlin is´ halt groß) und einigem Suchen finden wir ihn schließlich vor dem Gemeindehaus stehend. Es folgt eine kurze Begrüßung, dann führt er uns hinein. Ein großer, etwas kühler Raum erwartet uns, und wir nehmen auf dem Boden Platz. Mein erster Eindruck von ihm ist, daß er ziemlich jung erscheint, was er dann auch ist. Doch warum muß man auch alt und erwachsen sein, um eine Radiosendung zu managen..?
Wir kommen sehr schnell ins Gespräch und nach einem kurzen Gebet, berichtet er über die Anfänge von ´Open Door´.
"Ich spielte schon als kleines Kind mit einem Mischpult herum und kommentierte irgendwelche Sendungen, die ich mir ausdachte. So wurde dies bald zum Hobby, und als mich dann vor fünf Jahren ein Freund aus der Gemeinde ansprach, ob ich nicht Lust hätte, im Offenen Kanal auf Sendung zu gehen, wurde ein Traum Wirklichkeit. Dieser Sender bietet die Möglichkeit umsonst von der gesamten Ausrüstung, die benötigt wird, Gebrauch zu machen, meist für eine Stunde Sendezeit. Also riefen wir ´Open Door´ ins Leben. Das war 1988.
Wir machten einfach so drauf los, spielten christliche Musik."
"Warum habt ihr dann nach zwei Jahren wieder aufgehört?", frage ich.
"Nun das hatte mehrere Gründe.", berichtet er , "Erstens fehlte uns die nötige Zeit und außerdem war unsere Hörerzahl stark begrenzt. Wir hatten ein christliches Projekt begonnen, aber im Nachhinein wurde uns bewußt, daß wir es zu wenig für Gott taten. Ich glaube, wir sendeten in erster Linie aus Eigeninteresse, weil es Spaß machte, und wir alle musikbegeisterte Leute waren und sind.
Doch als wir das merkten und auch keine Resonanz von Seiten der Hörer zu spüren war, ließen wir ´Open Door´ fallen.
"Aber nicht für immer...?", werfe ich ein. Ein Lächeln geht über sein Gesicht, und er bejaht die Frage.
"Es blieb dieser innere Drang - und nach einiger Vorbereitung, die wir diesmal bewußter in Gottes Hände legten, gaben wir am 1. November ´92 eine ´Open Door´-Revival-Party. Überraschenderweise kamen über 30 Leute, u.a. auch Andi Biermann. Er war von der Idee, das Projekt wieder aufzunehmen, begeistert.
Seit dieser Zeit läuft alles wie am Schnürchen. Das Interesse der Leute ist groß, unsere Reklame kommt ganz im Gegensatz zu früher an und Gottes Segen ist an vielen Stellen einfach spürbar. Wir haben in Sachen Werbung auch große Unterstützung vom EC erhalten, so daß man sogar in Kassel über unseren Sender informiert ist. Zusätzlich konnten wir uns jetzt auch schon ein Archiv christlicher Musik anlegen. In den zwei Jahren Ruhepause haben wir auch finanziell etwas für das Projekt zusammengetragen."
Meine nächste Frage ist, wo, wann und was gesendet wird.
"Also, wir senden zweimal im Monat jeweils sonntags für eine Stunde. Das eine ist eine Aufzeichnung und das andere ein Live-Magazin. Die Aufzeichnung ist eine Top-Twelve-Charts Sendung, eine reine Musiksendung in erster Linie für Christen. Sie läuft immer am vierten bzw. fünften Sonntag des Monats. Dort stellen wir neue, christliche Musik vor und spielen eben die zwölf beliebtesten Stücke der Zuhörer. Übrigens kann hier jeder mitmachen! Dafür gibt es speziell von uns gefertigte Postkarten, auf denen man nur noch seine Lieblingsstücke in die persönlich richtige Reihenfolge bringen - durch Eintragen der Ziffern 1 bis 12 - und sie dann an uns zurückschicken muß. Als Gemeinde besteht auch die Möglichkeit, eine Art Sammelbrief mit mehreren Stimmkarten an uns zu senden. Das ist dann nicht so teuer.
Am zweiten bzw. dritten Sonntag des Monats gibt es unser Live-Magazin zu hören. Dieses soll missionarisch sein, ist immer themenbezogen und nicht nur für Christen. Im Gegenteil, es könnte vorführbar etwa im Bereich der Jugendarbeit o.ä. sein.
Ach ja, jetzt noch das Wichtigste: Empfangen könnt ihr uns über Kabel auf der Frequenz 92,75 MHz."
Während dieses Interviews kam zwischendurch immer wieder ein persönliches Anliegen von Christoph zu Ausdruck:
"Ich würde mir wünschen", sagt er, "daß wir Christen untereinander besonders im gemeindlichen Bereich mehr Kontakt zueinander hätten, daß wir aus diesem Jeder-für-sich-Denken herauskommen. Würde nicht jede Gemeinde nur ihr eigenes Zeug machen, ohne andere über Projekte oder Veranstaltungen genügend zu informieren oder um Hilfe zu bitten, sondern würden sich die Berliner Gemeinden in mancherlei Hinsicht zusammentun, wäre schon ein großer Schritt in Sachen Gemeinschaft getan. Und nur gemeinsam sind wir stark!
Damit will ich gleich mal anfangen:
Wir sind z.Z. vier Leute, die ´Open Door´ managen, und alle haben wir viel um die Ohren; Abitur, Studium, bald auch Lehre. Wir würden uns über jede helfende und interessierte Hand freuen. Die meisten von uns sind nicht älter als 25, und wir beißen auch Jüngere nicht. Ideen, Kritik, Leute zum Mitmachen - z.B. bei Talkshows - sind herzlich willkommen und dringend gesucht. Wer sich also angesprochen fühlt oder generell noch mehr Infos zum Thema ´Open Door´ haben möchte, melde sich bitte schriftlich oder telefonisch bei folgender Adresse:
Redaktion ´Open Door´
Z.H. Christoph Scharf, Schäferstraße 2, 1000 Berlin 51"
Ich persönlich bin richtig neugierig geworden und unterhalte mich noch ein Weilchen mit meinem Gesprächspartner. Als es dann Zeit ist, zu gehen, verabschieden wir uns und machen miteinander aus, daß Youthpaper in Zukunft über ´Open Door´ fortlaufend informieren wird, z.B. über Sendezeiten, die an den entsprechenden Sonntagen so um 17,18 Uhr herum schwanken.
Auf dem Weg nach Hause spüre ich starkes Interesse, mir ´Open Door´ mal anzuhören und kann den nächsten Sonntag kaum erwarten.