Von Sao Paulo nach Berlin (dem Gemeindeblatt entnommen)
von Spies/Grünheidt
Er ist schon lange kein Unbekannter mehr, unser neuer Haus- und Kirchwart, Walter Grünheidt aus Sao Paulo in Brasilien. Seit Ende des vergangenen Jahres wohnt und arbeitet er in unserer Gemeinde. Im Folgenden wird er sich zusammen mit seiner Familie kurz vorstellen und erklären, wie ein Deutsch-Brasilianer den weg von Südamerika nach Berlin gefunden hat.
Wie kam Familie Grünheidt nach Berlin?
Einst war es noch schön, in Brasilien zu leben.
Es gab Arbeit, wir hatten eine schöne Wohnung; man kann sagen, daß es uns rundum gutging.
Aber mit politischen Veränderungen kam Korruption, Infation und viel Armut. Ganz Brasilien litt darunter, und auch für uns wurde das Leben täglich schwerer.
Als uns meine Schwester, die bereits einen Monat nach dem Machtwechsel das Land verlassen hatte, 1992 besuchte, fragte sie uns, ob wir nicht auch nach Berlin kommen möchten.
Bis dahin hatten wir nie über eine neue Heimat nachgedacht.
Von nun an baten wir Gott, uns zu helfen, eine Entscheidung zu treffen. Wir beteten oft, daß er uns einen Weg aufzeigt, uns Hoffnung und Mut gibt. Und dann passierte etwas.
An einem Sonntag gab mir unser Pastor von der deutschen Baptistengemeinde eine Zeitung aus Deutschland, in der diese Gemeinde einen Haus- und Kirchwart suchte. Das war also der Wegweiser. Was sonst unmöglich war, ging nun sehr leicht. Ich verkaufte das Auto, die möbel, um Geld für den Flug und die nötigen Papiere zu bekommen. Am 29. September 1992 bestieg ich das Flugzeug, um vom 30. September an ein neues Leben in einer neuen Heimat zu beginnen.
Es grenzt schon an ein Wunder, denn innerhalb eines Monats fand ich Arbeit und Wohnung im christlichen Umfeld. Mir scheint, daß mich Gott auf die Reise geschickt hat, um mich in sein Haus zu stellen, in dem ich arbeiten kann. Dadurch ist es mir gelungen, bereits im Dezember meine Familie nachkommen zu lassen.
Inzwischen haben sich alle gut eingelebt. meine Frau hat Arbeit, meine Tochter Claudia besucht schon die 4. Klasse und mein Sohn Ygor wurde dieses Jahr eingeschult.