Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 61, Oktober 2003

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

von Martin/YPR

„Lebt In der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat.“

(Epheser 5, 2)

„Ein schöner Wunsch“ denkt ihr jetzt vielleicht. Wenn nicht sogar: „ein frommer Wunsch!“. Dazu passt, dass mir jemand mal sagte: „So einfach ist das nicht.“ Nein. So einfach ist das wirklich nicht. Dieses Jahr hat das Institut für Meinungsforschung die Stimmung in Deutschland untersucht. Dabei kam heraus: Viele Deutsche haben Angst. Sie fürchten um den Job, ihre soziale Sicherheit und halten die eigene Zukunft für unsicher. Als Grundstimmung wurde festgehalten: Die Deutschen wirken verzagt und mutlos. Armut, die viele im Lande schon für überwunden hielten, ist wieder spürbar. Noch nie in 50 Jahren Bundesrepublik wurde die Kluft zwischen Arm und Reich als so ungerecht empfunden wie in den heutigen Jahren.

Aber auch für uns heute, genau für unsere Situation, ist diese Bibelstelle noch immer gültig: „Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat“. Harmlos? Nur eine andere Formulierung für „seid nett zueinander“? Im Brief an die Christen im Ephesus endet dieser Satz mit einem Komma und geht dann weiter: „und hat sich selbst für uns gegeben“. Damit kommt Jesu Kreuzestod ins Spiel. Damit hat diese Bibelstelle ihre Harmlosigkeit verloren. Christus zahlte für seine Art zu leben, zu reden und zu handeln mit seinem Leben. Unter Lieben verstand er nicht einfach „nett sein“. Was er darunter verstand, ist z.B. an Sätzen der Bergpredigt (die kann man nachlesen in Matthäus 5) zu verstehen, wo diejenigen „selig“ - d.h. in Gottes Augen „richtig“ oder „glücklich“ - genannt werden, die sanftmütig sind (also die, die auf Gewalt verzichten); die barmherzig sind (nicht auf ihrem Recht beharren); die friedfertig sind (das sind Menschen, die sich für wirklichen Frieden auf Erden einsetzen). Liebe soll sich in unserem alltäglichen Tun zeigen! Mit solchen Vorstellungen passte Jesus so wenig in seine Zeit und ihre politische Situation wie sie in unsere Zeit zu passen scheinen. Er wurde umgebracht. Oder soll man sagen: als nicht passend aus dem Wege geräumt? Als dann die Anhänger Jesu ihn nach seinem Kreuzestod lebendig sahen, wurden Ihnen die Augen geöffnet: Dieses Leben Jesu ist nicht dem Tod und Vergessen zum Opfer gefallen. Nein: Gott zeigte, dass dieses Leben in seinen Augen das richtige ist.

Jesus steht für mich für Liebe unter Einsatz des Lebens. Wie am Leben und Sterben Jesu erkennbar geworden ist: Gott traut uns zu, diese schreckliche und doch auch schöne Welt zu lieben - entsprechend seiner Liebe. Gott traut uns das zu. Er lädt uns dazu ein. Deshalb: „Lebt in der Liebe wie auch Christus uns geliebt hat.“ Ja, Gott liebt diese Welt! Nun liegt es an uns, unseren Kopf, unsere Fantasie, unseren Mut und unseren Willen zu gebrauchen, um das auch zu versuchen: in der Liebe zu leben. Als Christen. Mitten in Deutschland.