Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 39, März 1999

Philosophie zur Zeit

von Felicitas

Faschingszeit. Was am 11.11. so scheinbar harmlos begann, nahm letztlich einen traurigen Abschluß mit jeckischer Miene. Deutscher Humor wurde ausgiebigst zelebriert, Deutsches Volksgut grenzenlos verhöhnt und bitte, wer glaubt denn nach dieser Zeit noch an die vom Deutschen Volk gewählte Regierung ? In dieser Zeit finden politischer Wortwitz und der satirische Spiegel der Gesellschaft große Bewunderung in Massen, denen doch eigentlich der Spiegel vorgehalten wird. Und das Fernsehen live dabei. Sendungen, deren eigentliche Zuschauer schunkelnd die Gassen füllen, sind vor Ort, um uns das zu zeigen, was wir beinahe mehr oder weniger absichtlich verpaßt hätten. Es gibt sogar schon Berliner, die sich nun auf den Regierungsumzug freuen, denn wer ist hier schon lustig außer ein paar Ravern ? Deutschland, welch Augenweide - Dein lustig Volk in allen Straßen. Es fängt an beim Geschichtsstudenten von nebenan, der sich selbstkritisch als Schnecke verkleidete, und nimmt kein Ende. Das gemeine Volk mischt sich mit dem höherem, wenn auch nur suggestiv - die einen im Saal, die anderen vorm Bildschirm. Doch was macht das schon, lachen tun beide. „Laßt uns froh und munter sein...", paßt eigentlich nicht in diese Zeit, aber das trifft es genau. Spaß, Freude, Lachen, usw. - den Rest gibt’s doch noch das ganze Jahr.

Foto   Doch jede Zeit hat einmal ihr Ende und geht über in eine neue Zeit, die so manchen Menschen nach all dem Spaß doch noch Kopfzerbrechen bereiten könnte. Es stellt sich nun die Frage, wie mache ich all das wieder gut, was ich zeitweilens angestellt hatte. Den meisten Menschen ist das egal, doch andere, eine, bevölkerungsstatistisch ausgedrückt, Minderheit, fastet. Mit dem Fasten ist es jedoch ein wenig schwierig. So stellt sich erst einmal die Frage auf was man denn Verzicht üben könne. Überfordert verringert sich die Minderheit nun um ein weiteres. Doch der übrig gebliebene Teil sieht sich nun mit einer interessanten Herausforderung konfrontiert - wie halte ich das durch? Manchen oder vielleicht auch den meisten hilft wohl am besten der Leitsatz: Ausnahmen bestätigen die Regel. „Ich faste doch, nur jeden dritten Tag, jeden Mittwoch, immer 12.30 Uhr, zu besonderen Anlässen und immer wenn meine Schreibtischlampe heller scheint als der Mond nicht." Wir sind uns doch einig, daß der gute Wille zählt, aber wir sollten uns wirklich auf den Teil beschränken der es dann wirklich geschafft hat und nicht gerade als Nichtraucher aufs Rauchen gefastet hat. Ich denke dieser Teil ist zurecht stolz und begibt sich auch nächstes Jahr in die Fastenzeit.