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Youthpaper Nr. 32, Dezember 1997

Bibelcode geknackt?

von Norman/YPR

"Der Bibelcode" lautet der Titel eines Buches, das im Sommer erschienen ist. Der Autor, der amerikanische Journalist Michael Drosnin, versucht in seinem Buch zu zeigen, daß dieser Code nun geknackt sei.

Wie funktioniert das? Drosnin gibt die 304805 hebräischen Buchstaben (nur die Konsonanten, Vokale werden durch Punkte und Striche an den Buchstaben angezeigt), aus denen die 5 Bücher Mose bestehen, hintereinanderweg ohne Zwischenräume in den Computer ein. Nun wird ein Stichwort eingegeben, das der Computer aus der Textmasse herausfinden soll: Beispielsweise der Name des 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jizchak Rabin. Als solchen findet der Computer diesen Namen natürlich nicht. Jedoch, und das ist der Witz an dem Verfahren: Er findet ihn, wenn er jeweils einen oder fünf oder 182 Buchstaben überspringt und den jeweils dritten oder sechsten oder 1043. Buchstaben aneinanderreiht. Sollte der Rechner nichts finden, nimmt man einfach den nächsten Buchstaben als Ausgangspunkt usw.

Irgendwann ist dann das gesuchte Stichwort gefunden. Im Fall von Rabin muß man einfach nur jeweils 4772 Buchstaben überspringen und dann diese Konsonanten von oben nach unten (!) lesen und die Vokale ergänzen - schon hat man ihn. Ein echtes Wunder.

Der senkrecht gefundene Name wird nun achtfach gekreuzt von Worten oder Wortfolgen aus ganz unterschiedlichen Stellen aus den 5 Büchern Mose, die alle jeweils etwas ganz anderes über Rabin aussagen würden. Drosnin bezieht nun ausgerechnet die Wortfolge der zweiten Querzeile auf Rabin, die wörtlich lautet: "Mörder, der morden wird." Drosnin entscheidet sich nun in seiner Auslegung dafür, daß Rabin das Opfer eines Mordes wird, und nicht etwa, wie man ja eigentlich bei dem Wort eher denken würde, selber der Täter ist.

Und nun erscheint auch noch der Name des Mörders (Amir) nur drei Zeilen darüber, vorausgesetzt man überspringt jeweils 8 Buchstaben und liest von links nach rechts (obwohl im Hebräischen von rechts nach links gelesen wird!).

Auf diese merkwürdige Art und Weise hat sich nun Drosnin auf die Suche durch die 5 Bücher Mose begeben und hat einige weltbewegende Ereignisse wiedergefunden. So z.B. auch zum Nationalsozialismus.

Nach diesen Kostproben wären wir sicher nicht verwundert, wenn Drosnin morgen ein Attentat auf Helmut Kohl prophezeien würde.

Spricht Gott denn codiert? Spricht er zu seinem Volk seit 3000 Jahren in Geheimsprache? Mußte erst der Computer und Herr Drosnin kommen, um uns zu erklären, was Gott uns durch die Bibel sagen will? Nein! Denn was wir bei diesem "Code" erleben ist ein willkürliches kombinieren und eben ohne Code! All das erinnert an das Bleigießen oder das Lesen aus dem Kaffeesatz, nur das es jetzt wissenschaftlicher klingt, weil der Computer dabei ist.

An einer Stelle in der Bibel wird davon gesprochen, daß ein Buch entsiegelt werden muß, und zwar in der Offenbarung 5, 1-14. Drosnin bezieht diese Stelle natürlich auf sich und seinen Code. An der Stelle heißt es aber, daß nur einer würdig ist und ermächtigt wird, das Siegel dieses Buches zu lösen: Das Lamm, das geschlachtet wurde und lebt - Jesus Christus. Noch Aktuelleres als Jesus Christus und noch Detaillierteres als das, was er schon angekündigt und zu tun angemahnt hat, ist der Welt demnach nicht gegeben. Gott sei Dank!