Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 31, November 1997

Wenn der Geist Gottes weht...

von Carsten/YPR

Dieses Jahr habe ich mich ganz besonders auf Mölln gefreut, weil ich wußte, ich würde auf der Konfafahrt einen guten alten Freund wiedertreffen, den ich im letzten Jahr nur selten besucht habe. Einen Freund, den ich sehr vermißt habe, und den ich sehr brauche: Jesus.

Die Zeit in Mölln ist immer eine ganz besondere Zeit mit Gott, meistens die intensivste im Jahr. Und jedes Jahr geht es danach bergab im Glauben. Schritt für Schritt läßt das Bibellesen nach, die Stille Zeit, das Beten - und irgendwie merkt man, daß es einen nach Gott dürstet. Zum Glück kommt im Herbst wieder der Tannenhof in unser Leben. Und wehe dem, der es nicht schafft mitzufahren.

Ich weiß, ich schreibe nichts neues, denn das hat man ja schon letztes Jahr gehört und das Jahr davor und davor... Ich mag auch nicht wieder nur erzählen, das es eben so ist mit Mölln und dem Auftanken des Glaubens bis zum nächsten Mal.

Ich frag mich nur eins: Warum? Will denn Gott von uns nur im Tannenhof besucht werden? Und sehnen wir uns nicht von mal zu mal mehr nach einer 365 Tage Konfafahrt?

Tut mir leid, das zu erwähnen, aber es ist und bleibt allein unsere Schuld, wenn wir im Alltag immer wieder in das Glaubensloch fallen. Das ist sicher auch nicht neu, denn schließlich hat Gott versprochen bei uns zu sein und zwar alle Tage, also muß es ja an uns liegen.

So weit, so gut, aber was unterscheidet denn nun Mölln und Berlin, Tannenhof und Alltag? Ist es nicht die Gemeinschaft, das Singen, das Beten, das Bibellesen? All die Dinge, die wir hier eben nicht das ganze Jahr durchhalten? Ändert sich sonst denn so viel außer der Umgebung? Und warum tun wir das in Mölln eigentlich? Warum setzen wir uns so intensiv mit Gott auseinander?

Man stelle sich die Konfafahrt mal anders vor. Fünf Tage Freizeit mit denselben Leuten und derselben Umgebung, nur ohne Programm. Wie würde das wohl aussehen? Gemeinschaft? Ja. Singen? Manchmal. Beten und Bibellesen? ... Diese Antwort will ich mal offenlassen.

Mal ehrlich: Gibt es in Mölln nicht ein wenig Druck von außen? Ich muß das jetzt tun, weil es eben zum Programm gehört? Ich muß jetzt eben Bibelgruppen vorbereiten, dazu gehört - na gut - auch beten. Ich singe jetzt Loblieder, weil die anderen es auch tun.

Man macht mit, weil es eben so ist, ein ungeschriebenes Gesetz. Und was stellt man dann im Laufe der Woche fest? Hey, Jesus, cool, daß Du auch da bist!!! Es ist schön, Dich wiederzusehen, guter, alter Freund!

Womit wir wieder beim Anfang wären. Am Anfang, etwas ändern zu können. Mit dem Zauberwort: Disziplin.

Oh, Schreck. Blitzlichter in meinem Kopf. Dieses Wort. Disziplin. Opas erhobener Zeigefinger. Konservative Menschen. Zucht und Ordnung. Sekten. Das ist nicht mein Glauben. Gott sagt nicht ich muß, Gott liebt mich, er sagt, ich darf.

Ja, das tut er. Gott gibt uns Gebote, nicht Verbote. Gott schenkt uns Rat, keine ultimativen Gesetzte. Was wir tun, ist unsere Sache. Wenn wir zum Beispiel nach Mölln keinen Bock mehr haben, den Gottesdienst zu besuchen, Bibel zu lesen, zu Beten, dann lassen wir es eben ganz einfach sein. Kein Problem, nächstes Jahr ist wieder Konfafahrt.

Mir hat dieses Jahr jemand etwas wichtiges gesagt. Nämlich, daß es sich lohnt, sich für Gott aufzuraffen. Auch wenn ich keine Lust habe. Auch wenn ich sonntags sehr gerne sehr lange schlafen möchten. Auch wenn ich abends zu müde bin zu beten. Auch wenn ich mich zwingen muß, wenn ich ein wenig Disziplin aufbringen muß. Gott schenkt uns immer etwas, wenn wir zu ihm kommen, auch mit einem müden Gesicht. Selbst mit der berühmten Maul-herum-Fresse, die wir immer ziehen, wenn wir um etwas gebeten werden und absolut keinen Bock haben, es zu machen.

Gott sagt dann nicht: "Hau bloß ab! Wenn ich das Gesicht schon wieder sehe!"

Gott sagt: "Schön, daß Du kommst, warum geht's Dir nicht gut?"

Und er steckt uns was zu:

365 Tage Möllnfeeling.