Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 30, September 1997

Ulrich Parzany: Bitte stolpern!

von Martin/YPR

Pro Christ, wer hat nicht schon einmal davon gehört? Wer 1995 dort war, hat eine einmalige Atmosphäre miterlebt. Im November 1997 findet das nächste Pro Christ im Fontanehaus (und an vielen anderen Orten) statt. Ich hoffe selber, dabei sein zu können. Die Menschen, die schon dort waren, kennen diesen Namen: Ulrich Parzany.

Ulrich Parzany, Jahrgang 1941, hat die besondere Gabe, die Menschen unserer Zeit wirksam anzusprechen. Ich besitze eines der zahlreichen Bücher, die er geschrieben hat; es heißt: Bitte stolpern! Es ist schon älter, von 1971. Darin sind Kurzandachten von Parzany, von denen ich hier zwei zum Besten geben möchte, mit nachfolgenden Anmerkungen von mir.

Steigen sie doch um!

Inzwischen haben wir die harte Welle im Rauschgiftverbrauch. Vor Jahren wurde noch beteuert, daß Hasch nicht weiter gefährlich sei, weil es nicht im medizinischen Sinne süchtig mache. Nun steigen sie doch um. Und nicht in den Zug nach Duisburg. Auf härtere Drogen. Und sie gehen kaputt.

Liegt es an der Verführung? Am Umwelteinfluß? Am Verlangen nach Abwechslung und Steigerung? Jedenfalls am Hunger nach Leben. Für etwas Leben geben viele den ganzen Rest ab. Und High-sein ist ja das Leben! Viele nennen nur die wenigen Stunden, in denen sie genießen können, Leben. Alles andere ist unter dem Strich. Wer so lebt, muß bald umsteigen. Sonst ist das Leben abgefahren, ehe er es erwischt.

Wenn jemand eine Antwort hat auf unseren Hunger nach Leben, dann Jesus: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und überfließende Fülle haben sollen." Gesucht sind junge Leute, die nicht feige sind, das ihren Freunden weiterzuerzählen. Der Hunger nach Leben ist groß. Wollen wir warten, bis wir an falschen Antworten kaputtgegangen sind?

Was Parzany damit sagen wollte, ist hoffentlich angekommen. Wir kennen das Gerede, daß Drogen, egal welche, nicht gesund sind und uns mehr schaden als nützen. Man fragt sich doch dann, warum einige von uns es immer wieder machen? Man möchte natürlich alles ausprobieren und wenn es ein gutes Gefühl war, macht man es wieder, bis es zur körperlichen oder seelischen Sucht wird. Und dann wird es schwer für denjenigen. Trotzdem sagen viele: „Ich bin doch nicht abhängig, ich kann jederzeit aufhören." Die Frage ist, warum tun wir es dann nicht?

Leere Worte

Wenn Piefke Müller (12 Jahre, er kann auch 18 sein) uns allen lauthals verkündet: „Ich schenke jedem 5000 Mark!", dann sind das leere Worte. Denn die 5000 Mark sind nicht drin. Wenn er mit einem Lautsprecherwagen durch Essen (oder Berlin) führe und riefe: „Alle ‘raustreten! Jeder gibt mir 20 Mark!", dann sind das leere Worte. Denn er hat nicht die Macht, seine Befehle durchzusetzen. Keiner hört auf sein Kommando.

Wenn ein junger Mann sagt: „Jesus Christus bedeutet mir alles." (weil er meint, daß für fromme Phrasen nur die höchsten Steigerungsformen angemessen sind), dann sind das leere Worte, wenn er für diesen Herrn nicht mal 15 Minuten am Tag übrig hat, um mit ihm zu reden.

Wenn einer in einem Gottesdienst den Entschluß faßt: „Es muß alles anders werden!", dann sind das leere Worte, wenn er diesen Entschluß am Ausgang in den Klingelbeutel wirft. Leere Worte, weil keine Konsequenz drin ist.

Wenn Jesus sagt: „Dir sind deine Sünden vergeben.", dann sind das keine leeren Worte. Sie machen, was sie sagen. Diese Worte haben die Gewalt einer Planierraupe, die den Schutt wegräumt. Endlich einer, der keine leeren Worte macht! „Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß." (Ps. 33,4)

Leere Worte: keine Seltenheit in der Gemeinde.

Das Beispiel Konfafahrt.

Wie oft habe ich gehört: „Ich komme auf jeden Fall zum Jugendkreis, jedesmal!" Macht man nun einen Rundgang durch die Jugendkreise kann man sehen, welche Leute ihren Worten auch Taten haben folgen lassen. Anderes Zitat: „Gott ist für mich alles, ich werde mein Leben ihm in die Hände legen." Es ist hart, aber dies ist selten nach einer Konfafahrt passiert.

Dann gibt’s noch das Beispiel Predigt:

Pfarrer Kaufmann und Spies predigen gut, doch was nützt es, wenn jeder sagt, daß es richtig ist, aber es ändert sich nichts. Was bringt es, wenn danach keiner etwas gelernt hat und was unternimmt. Zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr raus. Jeder findet es toll, was erzählt wird, aber mehr nicht.

Es ist schade drum, vielleicht ändert sich das irgendwann einmal, wäre wünschenswert.