Lust auf mehr?!
Youthpaper Nr. 28, Mai 1997

Leserbriefe

Leserbriefe zum Artikel "Papst = Gott?!?" (YP Nr.27)

Leserbrief von HG Wille | Lerserbrief von Oliver Cornelius | Anwort von Jessica an Oliver

 

Liebe Redaktion! Den Artikel zum Thema "Papst" habe ich mit kritischer Aufmerksamkeit gelesen. Es liegt mir fern, persönliche Verurteilungen auszusprechen, muß aber deutliche Anmerkungen dazu machen. Mir zeigt sich hier auf, wie aus der Vermengung von mangelnder Kenntnis und leichtfertigem Eifer heraus, ein schwieriges Thema lässig abgehandelt wird. Euch, der Redaktion, würde ich empfehlen, künftige Neuausgaben von Youthpaper einer prüfenden Endredaktion zu unterwerfen!

An Jessicas Artikel werden mir zwei grundsätzliche Probleme deutlich, auf deren Grundlage sie mehr oder weniger unbewußt ihre Sichtweisen ausbreitet.

Das erste erwächst aus der Alltagspraxis evangelischer Gemeindeleitung. Vielfach wird hier versäumt, den Gemeindegliedern deutlich vor Augen zu führen, daß die Christen beider Konfessionen "ein Leib" sind. Anstatt in den Herzen eine Sehnsucht nach Ökumene zu begründen , entsteht der Eindruck, daß man sich selbst genug ist. - Gewiß, auch auf katholischer Seite wird diesbezüglich nur "mit Wasser gekocht". Das befreit uns aber nicht von der Verpflichtung, der gelebten Ökumene - gerade auch in den Ortsgemeinden - Raum zu geben, so, wie es u.a. in Artikel 7 der Grundordnung unserer Kirche vorgesehen ist.

Jesus hätte sicher seine helle Freude daran, wenn zwischen den evangelischen und katholischen Gemeinden deutlich werden würde, daß man aneinander interessiert ist, bemüht ist, das Gemeinsame und Verbindende und nicht das Trennende zu suchen und zu betonen.

(Auch) in unserer Gemeinde wird immer wieder deutlich gemacht, daß gelebter Glaube - nach innen und außen - eine geistliche Aufgabe ist, die es in die Tat umzusetzen gilt. Recht so! In diese Sichtweise hinein gehört dann aber auch die Förderung und Pflege überkonfessioneller Kontakte. Wir fragen nach Visionen für die Zukunft unserer Kirche, unserer Gemeinde, können dabei aber doch nicht übersehen, daß viele sich offenbar mit dem Skandal einer zerrissenen Kirche irgendwie abgefunden haben. Das Entstehen einer solchen Schmähschrift, wie der von Jessica, ist dann eben nur folgerichtig.

Das Zweite, auf das ich hier eingehen möchte, sind die Ausführungen zur Bedeutung des Papstes heute und im Blick auf die Geschichte dieses Amtes. Der Papst und seine Bedeutung für alle Christen ist seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Punkte, mit denen sich Theologen beider Konfessionen in dem Bestreben auseinandersetzen, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Ausgangspunkt für diese Gespräche waren ja die Vorwürfe, die die Reformatoren gegen die Glaubenslehre der damaligen Kirche erhoben haben.

Martin Luther u.a. haben den Anstoß dazu gegeben, daß das urbiblische und damit urkatholische (katholisch = das Ganze; alle betreffend; allgemein) Glaubensgut wieder ins rechte Licht gestellt worden ist. Die grundsätzlichen kritischen Anfragen jener Zeit betreffen auch jenen Bereich der Glaubenslehre, der sich mit dem Amtsverständnis des Bischofs von Rom als Inhaber des päpstlichen "Petrusamtes" befaßt. Dieses Amt ist eben nicht im Sinne eines "unnahbaren" Alleinherrscheranspruchs zu verstehen, sondern als Dienstamt für die Einheit der Kirche (Petrusdienst).

Bereits Papst Gregor I. (590-604 Papst) hat seine Vorrangstellung - ganz im Sinne heutiger ökumenischer Anliegen - als eine Aufgabe des Dienstes und der Liebe verstanden, sich selbst den Titel "Knecht der Knechte Gottes" verliehen und damit eine Beschreibung gegeben, die allen Inhabern des Papstamtes zum unaufgebbaren Bestandteil werden sollte. So gesehen ist das Papstamt in besonderer Weise auf die Forderung und Erhaltung der Einheit der ganzen Kirche ausgerichtet, hat ihr so gedient oder ist zumindest zu diesem Dienst berufen. Dies alles gründet nicht zuletzt auf dem "Felsenwort" in Matthäus 16, 16 ff.

Gleichzeitig dürfen wir feststellen, daß dieses kirchliche Leitungsamt auf der Voraussetzung beruht, daß in der Vielfalt des Volkes Gottes in seinen Gemeinden ein örtliches Leitungsamt bestehen muß, daß der Wortverkündigung und der Sakramentsspendung dient. - Die vorgegebene Einheit in Verbindung mit der tatsächlich vorhandenen Mannigfaltigkeit der Kirche begründet also das Recht und die Notwendigkeit eines Leitungsamtes im Sinne des Petrusamtes. Dieses wiederum folgt dem nie vergehenden Leitbild des Petrusdienstes.

Zum Schluß ein Blick zurück. Martin Luthers Ablehnung des Papstes gründet in der Meinung, dieser verleugne das Evangelium von der Rechtfertigung: "allein durch Christus, allein aus Gnade, allein durch Glauben"; weil der Papst sich der Erlösung durch Christus widersetze, sei er der "Antichrist"! - In seiner Auslegung zum Galaterbrief (1531/35) schreibt er aber dies: "Wenn vom Papst anerkannt wird, daß Gott allein aus lauter Gnade durch Christus rechtfertigt, dann wollen wir den Papst nicht nur auf Händen tragen, sondern ihm auch die Füße küssen." Obwohl man vermuten muß, daß Luther den geforderten Wandel wohl nicht für möglich hielt, hat er mehrfach seine grundsätzliche Bereitschaft bekundet, das Papstamt anzuerkennen.

Ich meine, darüber lohnt es sich nachzudenken!

Euer HG Wille


 

An die Redaktion, ganz besonders an Jessica Konopka.

Ich finde Eure letzte Ausgabe (Nr.27) sehr Inhaltslos, trotz der neuen Aufmachung. Schade, daß nur die Fassade erneuert wurde!!!
Ganz besonders gebe ich zu Bedenken, daß Ihr vielleicht Eure Artikel gemeinsam in der Redaktion durchschaut, dann würde Euch solche Peinlichkeit nicht passieren.
Jessica’s Artikel "Papst=Gott?!?" ging voll daneben. Ich habe seit bestehen der Youthpaper noch nie einen solchen inkompetenten, schlecht recherchierten Beitrag gelesen.
Zudem ist die Zeitung eine Veröffentlichung des jungen Gemeindelebens und das finde ich sehr peinlich!
Man kann nicht einen Mann, der ein sehr hohes Ansehen in der Welt besitzt, mit „irdischen Lebewesen" bezeichnen. Das ist nur ein Beispiel, über den Bericht ganz zu schweigen.
Ich kann nur hoffen, daß keiner diese Ausgabe außerhalb der Gemeinde liest. Und Jessica rate ich, sich mit dem Thema „Papsttum" intensiver auseinanderzusetzen und nicht als Grundlektüre die Berliner Morgenpost zu nehmen.

Oliver Cornelius

 

Lieber Oliver!

Erst einmal muß ich schreiben, daß die Kritik in Deinem Brief sehr unkonstruktiv ist. Deine Hauptkritik scheint darin zu liegen, daß ich keine weiteren Quellen angegeben habe, dem werde ich Abhilfe schaffen. Hier meine weiteren Quellen: Fernsehsendungen (u.a. „Hauser & Kienzle(ZDF), Sondersendungen auf 3SAT und WDR; Zeitschriften (u.a. Spiegel); Bertelsmann-Lexikon etc.. Leider konnte ich diese Quellen aus Platzgründen in meinem Artikel nicht schreiben.

Ich werde auch weiterhin den Papst als „irdisches Lebewesen" bezeichnen, denn wie ich in meinem Artikel schon erwähnte hat er meiner Meinung nach seine Berufung verfehlt und das ist, so finde ich, ein Grund ihn weiterhin „irdisches Lebewesen" zunennen.

Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß es in dieser Gemeinde Leute gibt, die der selben Meinung sind wie ich und auch schon vorhatten einen solchen Artikel zu schreiben.

Jessica Konopka